Sonntag, 9. April 2017

Moddi, Frankfurt, 29.03.17


Konzert: Moddi mit Support Precious Few
Ort: St. Peter Café in Frankfurt/Main
Datum: 29. März 2017
Dauer: 30 min + 115 min
Zuschauer: etwa 70


Da dies war ein Abend, den ich mit lieben Menschen teilen durfte, gab es anschließend Gelegenheit, das gerade erlebte zu besprechen. Mit noch ganz frisch leuchtenden Herzen waren wir uns einig, dass Moddi uns einen ganz besonderen Abend geschenkt hatten. Eine Performance, die mit scheinbar leichtfüßig gewählten, tief ehrlichen Worten und den Liedern - viele von ihnen aus dem Unsongs-Album - etwas in uns angerührt hatte, das uns so bald nicht loslassen würde. Ganz besonders schön war, dass dies nicht nur vom Publikum enthusiastisch gefeiert wurde, sondern bis auf die hintersten Plätze und bis an die Bar wirklich absolute Ruhe und Aufmerksamkeit herrschte. Kein Schwatzen, kein wispern, kein Flaschenkegeln - ich weiß nicht, ob das schon einmal erleben durfte.
 

Dass ich unbedingt dieses Konzert in Frankfurt sehen wollte, hing auch damit zusammen, dass sich Moddi in den letzten drei Jahren sehr auf das Projekt der verbotenen Lieder konzentriert hatte und in Deutschland nicht so viel (relativ gesehen) mit Konzerten unterwegs gesesen war. Die einzige Chance - in Darmstadt im Herbst 2016 - hatte ich dann krankheitsbedingt auch noch sausen lassen müssen. Nun sollte es aber wirklich klappen!!


Kurz zuvor wurde noch ein neuer Support angekündigt: Precious Few. Zum Glück hatte Christoph seine Erlebnisse mit dieser Band (je als Vorband) hier im Konzerttagebuch ordentlich dokumentiert und es gab eine Besprechung des Albums bei Platten vor Gericht so hatte ich immerhin eine Idee, was mich erwarten würde.
 

Genauer gesagt klang es eigentlich sogar richtig spannend. Vor allem die dunkle Stimme von Barbara Hoefgen und die oft etwas spröden Songs trafen bei mir auf offene Ohren. Eigentlich schade war dabei, dass mit meist akustischer Gitarrenbegleitung durch Chris Wiegelmann bei mir fast jedes Mal das Gefühl blieb: Das müsste man doch eigentlich ein wenig mehr aufpeppen und dann wäre es so RICHTIG gut.... Es gab eigentlich keine Clichés (auch wenn der erste Song so heißt...). Zwischendurch gefielen mir die dunklen - fast orientalischen - Liedphrasen und das direkt tanzbare Tales of the City besonders. Interessant war auch der Tempobruch in Precious life von besinnlich auf schnell.
 

Setlist Precious Few:
01: Cliché
02: Barbary lane
03: Tales of the city
04: The girl
05: Save this song
06: Virtual love
07: Precious life
08: Follow 


Während der Umbaupause gab es Zeit für ein etwas unerwartetes Treffen mit einer Freundin kurz vorm Bühnenrand und ich blieb danach ganz nah am Geschehen sitzen als Pål Moddi Knutsen mit seiner Gitarre und Katrine Schiøtt mit dem Cello die Bühne betraten. Ich hatte ganz vergessen, wie gut Moddis Deutsch bei Konzerten ist. Seine landessprachliche Begrüßung saß und es ging sofort los mit zwei der Stücke vom neuen Album. Da ich es schon eine Weile mein Eigen nenne, waren mir auch die neuen Stücke schon recht vertraut. Einige sind ja sogar schon über lange Zeit "draußen" mit Videos aus dem Prozeß, in dem Moddi sich nicht nur die Lieder suchte und aneignete sondern sich auch mit fast jedem Künstler, jeder Künstlerin traf um die Geschichten hinter den Songs festzuhalten und der Welt zu zeigen.
 

 
Nach zwei neuen Songs gab es zunächst eine Zäsur und er ging zeitlich zurück zu dem wundervollen Lied, das ihm weltweit Freunde gemacht hatte: House by the Sea. Außerdem berichtete er davon, was in der Zwischezeit passiert war in einer eindrucksvoll pointiert und fesselnden Art und Weise. Dafür wechselte er dann aber lieber ins Englische. Ich wusste das ja eigentlich alles im Prinzip - trotzdem war keine der Zwischenansagen für mich langweilig oder langatmig. Es wurde tatsächlich viel gelacht. Aber es fühlte sich schon ein wenig beängstigend an, wie das Phänomen ungeliebter Wahrheiten sich um die Welt und durch die Zeitläufe spannt.


Für mich war es ganz besonders eindrucksvoll, Punk Prayer live zu hören und die drei neuen Songs Baby's Eyes, The Architekt und Squares. Baby's Eyes traf ganz besonders ins Schwarze, denn es bezieht sich auf das Austauschen der Augen gegen Knöpfe, um sich der Zuwendung der anderen Mutter zu versichern in Neil Gaimans Buch Coraline. Moddi berichtete, dass er eine Knopfphobie hat und keine Kleidung mit Knöpfen tragen kann. Insofern hat dieses Bild der Knopfaugen für ihn eine ganz besondere Bedrohung. Ich bin selbst ein großer Freund von Neil Gaimans Büchern und mit Coraline hatte diese Freundschaft vor vielen Jahren einmal begonnen. Irgendwie passte es auch ganz gut in den Abend, dass in diesem Buch ein Motto steht, das in etwa lautet: Märchen und Geschichten sind wichtig, weil sie zeigen, dass man Drachen besiegen kann.


Großes Highlight war etwas später auch Army dreamer und das Josephslied. Die Geschichte ist Teil des Alten Testaments und des Korans und damit eine Brücke zwischen den Religionen. Und es war ein Lied, dessen Geschichte ein gutes Ende fand. Ein besonderer Abend fand so einen mitreißenden und gleichzeitig innigen Schlußpunkt, aber wir wünschten uns natürlich noch eine Zugabe und erhielten das tändelnde En sang om fly zum Abschied.  

Dies beendete einen Abend, der heißer Anwärter auf das beste Konzert des laufenden Jahres ist, obwohl im Programm des Abends mein so sehr geliebter Train song (am liebsten in seiner norwegischen Fassung) fehlte....


Setlist Moddi:
01: June Fourth 1989  (Text: Liu Xiaobo)
02: A Matter of Habit   (Text: Alona Kimhi/Musik: Izhar Ashdot)
03: House by the Sea      
04: Eli Geva  (Text: Richard Burgess)
05: Punk Prayer (Pussy Riot)
06: Parrot, goat and rooster (Text: Mario Quintero Lara)
07: Baby’s Eyes
08: The Architect
09: The Squares
10: Open Letter (Lounes Matoub)
11: Army Dreamers  (Kate Bush)
12: Strange Fruit (Lewis Allan)

13: Where is my Vietnam?   (Viet Khang)
14: Oh my father I am Joseph    (Text: Mahmoud Darwish)


15: En sang om fly (Z)   



Aus unserem Archiv: 
Precious Few, Köln, 08.02.14
Precious Few, Köln, 15.10.10

Moddi, Freiburg, 01.05.14  


Tour Moddi:
28.03. Erlangen  E-Werk Club
29.03. Frankfurt  St. Peter Café
30.03. Köln  Gebäude 9

02.04. Münster Pumpenhaus
05.05. Berlin  xJazz Festival
28.06. München  Ampere
29.06. Nürnberg  St. Katharina Open Air 


Tourdaten Precious Few:
29.03. Frankfurt  St. Peter Café
30.03. Köln  Gebäude 9

12.04. Köln Blue Shell (mit Desperate Journalist)



 

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