Donnerstag, 25. Februar 2016

Lanterns On The Lake, Köln, 22.02.16


Konzert: Lanterns On The Lake
Ort: Yuca, Köln
Datum: 22.02.2016
Dauer: 80 min
Zuschauer: 70 vielleicht



2011 vor meinem ersten Lanterns On The Lake-Konzert wusste ich nicht so genau, was mich erwarten würde. Ich kannte zwar ein paar Lieder, daß die scheinbar nett-harmlose Folkband live eher so wie Explosions In The Sky als Laura Marling sein würde, hatte ich aber nicht erwartet. Mich beeindruckte die junge Band um die schüchterne Sängerin Hazel Wilde sehr.

Gut zwei Jahre später war die Gruppe aus Newcastle wieder in Köln, diesmal in der Wohngemeinschaft. Ein paar Dinge hatten sich geändert. Beim ersten Konzert gab es einen weiteren Gitarristen, der gemeinsam mit Hazel auch einige Duette sang. In der Wohngemeinschaft fehlten er und die Duette, mir fiel das aber erst nach dem Konzert auf, denn mit den neuen Liedern der damals zweiten Platte war da genug Großartiges an dem Abend, daß ich wirklich nicht nach Haaren in der Suppe gucken konnte.

Im vergangenen November erschien das dritte Album Beings, mit dem Lanterns On The Lake zum dritten Mal nach Köln kamen. Diesmal kam die Band ins Yuca, den Nebenraum des Clubbahnhofs Ehrenfeld. Leider hat das erneut hervorragende Album nicht dazu geführt, der Gruppe neue Zuschauer zu bescheren. Es hätte wohl auch wieder die Wohngemeinschaft gereicht, größer war das Publikum wohl nicht. Vor zwei Wochen hatten nebenan schon Wolf Alice vor viel zu wenigen Leuten gespielt. Ich verstehe immer weniger, wie die Mechanismen funktionieren, die festlegen, welche Sau von besonders vielen durchs Dorf getrieben wird. Daß das nicht von der musikalischen Qualität bestimmt wird, ist mir schon klar. Aber es frustriert so sehr. Eine Band wie Lanterns On The Lake wird niemals in den riesigen Hallen in Deutschland spielen. Aber wenn nicht mehr als 70 Leute (da nach der Vorgruppe einige gingen waren es vermutlich höchstens noch 60) in Köln zu so einem Konzert kommen, kann man schon ernsthaft frustriert sein (und muß vermutlich beim nächsten Mal weiter fahren, um die Band zu sehen). 

Wieso ich immer wieder Lanterns On The Lake Konzerte sehen möchte, erlebte ich schnell. Live sind die Nordengländer enorm eindrucksvoll. Ich mag die Platten und die frühen EPs wirklich außerordentlich gerne, vielleicht drehe ich sie aber nicht laut genug auf. Die Wucht, die einige der Lieder entfalten, traut man der immer noch ruhig und schüchtern wirkenden Frontfrau gar nicht zu. Beings von der neuen Platte hat eine dieser typischen Lanterns-Songstrukturen. Es fängt ruhig an, wird lauter und lauter, die Gitarren immer mogwaiisher, irgendwann standen Hazel und Geigerin Angela Chan nebeneinander und brüllten den Refrain - aber unverstärkt und leise. Viele der Stücke haben solche Lautstärke- und Drama-Wechsel, weshalb LOTL mich immer wieder an British Sea Power oder I Like Trains erinnern. Oder an Sigur Rós

Beings gehört zu den Platten, die ich seit Ende des Jahres oft gehört habe. Es ist gar nicht mal üblich, daß ich so gut vorbereitet zu Konzerten gehe. Ich rede mir das normalerweise damit schön, daß man Musik am besten live kennenlernt. Trotzdem hatte das Konzert - obwohl viele neue Lieder gespielt wurden - wenig mit dem Hören zu Hause zu tun. Die zusätzliche Dynamik, die vielen Gitarren (obwohl es ja eine weniger geworden ist), das funktioniert bei dieser Band live noch einmal um Klassen besser als auf Aufnahmen. Natürlich sind die Songs, die dramatisch lauter werden und viele Postrock-Elemente haben, enorm toll. Dazwischen kamen aber auch immer wieder leise oder ruhige Lieder. Send me home war eines von denen und wahrscheinlich trotz A kingdom oder Faultlines oder Beings, The buffalo days oder I love you, sleepyhead mein Liebling. 

Die erste Zugabe spielte Hazel alleine am Klavier. Ihre Band genieße noch deutsches Bier, sagte die Sängerin. Hazel wirkte eine Ecke weniger schüchtern als vor fünd Jahren. Sie bedankte sich später noch, daß wir so leise gewesen seien, nicht wie das Publikum in Italien. Und daß wir an den richtigen Stellen geklatscht hätten.

Auch wenn mein Liebling Not going back to the harbour gefehlt hat, auch wenn viel zu wenige Leute da waren, es war das beste meiner vier bisherigen Lanterns On The Lake Konzerte. Das habe ich nach jedem gesagt, ein gutes Zeichen.

 

Setlist Lanterns On The Lake, Yuca, Köln:

01: Of dust & matter
02: Elodie
03: Another tale from another English town
04: Faultlines
05: Send me home
06: A kingdom
07: I'll stall them
08: The crawl
09: Through the cellar door
10: The buffalo days
11: Sapsorrow
12: Beings

13: Green & gold (Z)
14: Stuck for an outline (Z)
15: I love you, sleepyhead (Z)

Links: 

- aus unserem Archiv:
- Lanterns On The Lake, Darmstadt, 25.01.14
- Lanterns On The Lake, Darmstadt, 25.01.14
- Lanterns On The Lake, Köln, 23.01.14
Lanterns On The Lake, Köln, 09.11.11
- Lanterns On The Lake, Paris, 05.11.11
- Lanterns On The Lake, London, 07.09.11




 

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