Donnerstag, 30. Januar 2014

Poliça, Köln, 28.01.14

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Konzert: Poliça
Ort: KulturKirche, Köln
Datum: 28.01.2014
Dauer: Poliça 75 min, Marijuana Deathsquads 38 min
Zuschauer: ausverkauft



Beim End Of The Road Festival im vergangenen Herbst hatte ich Poliça verpasst, obwohl mich die Band nicht zuletzt wegen der Aussicht auf die beste Konzertfrisur des Jahres gereizt hatte. Ich verquatschte mich aber mit einem englischen Fotografen und als Menschen, in deren Elternhaus die Kinderstube nicht durch ein Fernsehzimmers ersetzt worden war, verließen wir dafür das Zelt, in dem die amerikanische Band auftrat. Hinterher erzählten mir eine Freundin und Kollege Oliver, deren Geschmack nicht immer deckungsgleich ist, daß das Konzert sehr gut gewesen sei ("sehr gut" bedeutet aber bei einem exzellent besetzten Festival wie dem EOTR auch noch nicht viel).


Das ist die Vorgeschichte, warum ich am Dienstagabend sehr zeitig in der ausverkauften KulturKirche in Nippes stand. Warum die Veranstaltung schon seit einer Weile ausverkauft war, weiß ich nicht. Ist die Musik von Poliça in Deutschland so erfolgreich? Oder liegt es am Veranstaltungsort? Sehr vieles in der evangelischen Kirche in Nippes ist schnell vergriffen. Wäre meine Post-Festival-Neugierde nicht gewesen, wäre ich vermutlich nicht gekommen, so wichtig ist mir Poliça nicht, vielen anderen aber scheinbar doch.

Um acht begann die Vorgruppe Marijuana Deathsquads, die wie die Hauptband aus (der halben Twin-City) Minneapolis stammt. Marijuana Deathsquads und Poliça verbindet nicht nur die Herkunft. Poliça-Gründer Ryan Olson ist Mitglied bei Marijuana Deathsquads, Sängerin Channy Leaneagh und Schlagzeuger Drew Christopherson sind regelmäßige Gäste. Auch ist ein doppeltes Schlagzeug Element beider Gruppen.


Neben den beiden Schlagzeuger standen zunächst drei Mann um einen Tisch mit Macbook und vielen Dingen, an denen man drehen kann. Durch die beiden Trommler hatte die elektronische Musik der Gruppe einen viel "echteren" (ich will das fiese Wort "organisch" umgehen) Charakter, als man das anhand des Knopfdrehens und Rumhüpfens der drei in der Mitte vermuten konnte. Da statt Gesang nur ab und an geisterhafte Stimmen aus dem Mikro kamen, blieb die Geschichte aber sehr experimentell. Für Freund von Bands wie !!! und ähnlichen (ich bin da wenig bewandert, daher fehlen mir die Referenznamen), sind Marijuana Deathsquads vermutlich eine große Erfüllung, ich empfand sie als kurzweilig.


In der zweiten Hälfte des Konzerts wurde es dann noch besser. In der Kanzel über dem Altar stand schon eine Weile ein Zuschauer, ich hielt ihn für den Tourmanager, mit Bierflasche und guckte zu. Irgendwie angelte er sich von oben das verwaiste Mikro links, zob es zur Kanzel und sang (oder sprach) verzerrt mit. Später tauchte er wieder als Bassist von Poliça auf. Auch Sängerin Channy kam jetzt dazu, noch in Hose und Kapuzenpulli gekleidet und sang (wirklich) mit. Jetzt wurde es auch für mich nicht nur unterhaltsam, sondern auch gut.


Nach knapp vierzig Minuten war das Vorprogramm beendet. Eigentlich ist das lang für eine Band diesen Stils, aber in den drögeren Phasen konnte ich immer noch den beiden Schlagzeugern zusehen, die mal synchron, mal gegenläufig trommelten.

Als Poliça um kurz nach neun auf die Bühne kamen, war nicht viel umgebaut worden. Die beiden Schlagzeuge blieben, Channys Keyboard war ein wenig verrückt worden und Sängerin und Bassist hatten die Pullis abgelegt. 

Es begann mit Spilling lines vom im Herbst erschienenen Album Shulamith. Mir gefiel das (wie alles danach) ziemlich gut, der Funke sprang aber nicht über. Das kenne ich schon von den beiden Poliça-Platten; live hatte ich mir mehr Begeisterung erhofft. Erst Dark star, fast schon am Ende des Konzerts, gefiel mir richtig gut, der Rest war ok, nie langweilig, packte mich aber eben nicht.


Zu Torre kam einer der Marijuana Deathsquads Musiker (oder war das Ryan?) auf die Bühne und bediente Channys Synthie, der Rest der Lieder verlief immer sehr ähnlich: der Rhythmus der beiden Schlagzeuge, der Keyboards und des Basses und dazu Channys leicht soulige Stimme. Alles war sehr tanzbar, aber eben auch sehr ähnlich. 


Aber zwei besonders bemerkenswerte Dinge passierten dann doch noch. Gleich am Anfang (bei Very cruel) flog ein leerer Plastikbecher auf die Bühne. Gehört so etwas in Großbritannien zur Konzertfolklore, ist es in Deutschland doch sehr assig, vor allem bei einer Band wie Poliça. Sängerin Channy quittierte das mit einem düsteren Blick und sagte vor dem nächsten Stück in sehr ruhigem Ton, daß das Konzert sofort ende, fliege noch ein Becher.


Die letzte der beiden Zugaben (nachdem Poliça zehn Lieder vom aktuellen und sechs vom ersten Album gespielt hatten) war dann noch ein wundervollen Cover, das auch im Stil der Band toll funktionierte: You don't own me, der Evergreen von Lesly Gore. Ich mag es nicht, Lieder fremder Künstler mehr zu mögen als die eigenen, das Cover war aber neben Dark star das Highlight des Konzerts.  

Riesiger Poliça-Fan bin ich nicht geworden (und von der Frisur war ich es schon vorher), den Konzertausflug bereue ich aber trotzdem überhaupt nicht.

Setlist Poliça, KulturKirche, Köln:

01: Spilling lines
02: Lay your cards out
03: I see my mother
04: Very cruel
05: Amongster
06: Smug
07: Tiff
08: Warrior lord
09: Vegas
10: Chain my name
11: Torre
12: Dark star
13: I need $
14: Wandering star
15: So leave

16: Leading to death (Z)
17: You don't own me (Lesley Gore Cover) (Z)

Links: 

- aus unserem Archiv:
- Poliça, Paris, 15.07.12
- Poliça, Paris, 05.06.12



Dienstag, 28. Januar 2014

The Group, Berlin, 27.01.2014

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Konzert: The Group
Ort: Berlin Volksbühne
Datum: 27.01.2014
Dauer: ca. 90 Minuten
Zuschauer: geschätzt 200




Mein drittes Konzert von The Group - und mein bislang bestes.
Aber mal langsam.
The Group ist ein loser Zusammenschluss - ein sogenanntes "Improvisations-Projekt" von in Berlin ansässigen Musikern wie Casper Clausen, Greg Haines, Francesco Donadello, Martyn Heyne, Andrea Belfi und Anne Müller. Peter Broderick, der vor kurzem in die USA zurückkehrte, war an diesem Abend nicht mehr mit dabei.

Das erste Konzert von The Group fand vor genau einem Jahr (im mittlerweile leider geschlossenen) Haus Ungarn statt. Im Sommer dann der zweite Auftritt im Urban-Spree und an diesem dritten Abend nun in der Hinterbühne der Volksbühne.
Was Hinterbühne bedeutet, war mir persönlich bis zu diesem Abend recht unklar. Man wurde durch schmale Gänge, welche eigentlich dem normalen Publikum verwehrt bleiben, von hinten an die eigentliche Bühne geführt. Habe ich noch beim ersten Konzert Matratzen reklamiert, so wurden an diesem Abend Kissen bereitgelegt. Ansonsten war der große "Raum" karg. Schwarze Wände, sehr gedämpftes Licht und eine sicherlich 15-20m hohe Decke, dessen Existenz nur durch blaue Lampen auszumachen war. All das schuf eine geradezu sakrale Atmosphäre. Als würde eine schwarze Messe bevorstehen. Aber in der Mitte des Raumes war kein kein Opferaltar, sondern ein quatrisches Feld voll mit Technik und Instrumenten. Es blinkte aus einem mannshohen Turm, dass Mister Spock seine Freude gehabt hätte, wäre er denn zu Gefühlen fähig.



Der Raum füllte sich mehr und mehr und die Kissen wurden knapp. Irgendwann betraten Anne Müller nebst einem mir unbekannten "Special Guest" die "Bühne". Vorsichtig erklingen die ersten zaghaften Töne und der Abend der unvorhersehbaren Improvisation beginnt. Nach und nach finden sich auch die anderen Musiker ein und ergänzen, verändern, vervollständigen die Klangwelt mit ihrem Anteil. Es gibt keine einleitenden Worte oder Erklärungen. Gebannt blicken alle in die Mitte...dort wo die Technik blinkt und nur schemenhaft Gestalten im Dunkeln zu erahnen sind.
Das Ziel dieser "Messe" ist die Rückbesinnung zum eigentlichen Kern der Musik. Zum Klang. Zur Rückbesinnung auf das was Klang und Geräusch mit einem selbst macht - welches Gefühl es auslöst und welche Gedanken wie Wolken am Himmel vorüberziehen. Sich einlassen können. So gleite auch ich von der Sitzposition ins Liegen und blicke nach oben - in die blauen Lichter und in mich - während das Zusammenspiel der Musiker und des Ortes das widerspiegeln, was das Leben so aufregend macht: Das wundervolle Unvorhersehbare.
Dabei verliert bei dem Zusammenspiel von The Group jenes die Bedeutung, was bei anderen Konzerten einen großen Stellenwert einnimmt: die Rolle und Funktion eines jeden Musikers. Bei The Group wechseln diese Rollen ständig. Instrumente werden getauscht, Mikrofone genommen und abgelegt und Hierarchien durchbrochen. 
Nach 90 Minuten ist die Messe gelesen und die Herzen sind weit offen. Benommen und beeindruckt geht der Weg durch den schmalen Gang zurück ins Leben. Wie durch einen Geburtskanal.


The Group Live @ Schauspiel Leipzig 2013 from Birgit Voigt on Vimeo.


Montag, 27. Januar 2014

Babyshambles, Köln, 27.01.14

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Konzert: Babyshambles (teilweise)
Ort: Live Music Hall, Köln
Datum: 27.01.2014
Dauer:  45 min für mich
Zuschauer: ausverkauft




20:25 Uhr: nach längerer Parkplatzsuche komme ich als einer der letzten in der ausverkauften Live Music Hall an. Auf der Bühne kündigt gerade die Sängerin der Vorgruppe ihr letztes Lied an.

20:30 Uhr: das Stück klang ein wenig nach Dillon und gefiel mir. 

20:48 Uhr: Vom Band läuft Lloyd, I'm ready to be heartbroken von Camera Obscura (Cam Obs für Freunde), das beste Lied des Abends.

21:12 Uhr: Die Babyshambles kommen überraschend früh auf die Bühne. Peter Doherty ist extrem betrunken, fünf Lieder früher als in Esch vor zwei Wochen.

21:13 Uhr: Peter stimmt ein Liedchen an, ein Kinderlied? Vielleicht Ten green bottles.

21:14 Uhr: Delivery ist das erste echte Stück und lässt mich kurz in dem Irrglauben, es werde doch ein gutes Konzert.

21:20 Uhr: Nothing comes to nothing

21:24 Uhr: Peter schmeißt nach der ersten Strophe Seven shades den Mikroständer ins Publikum und springt kurz danach hinterher und ist erst einmal aus dem Spiel. Bassist Drew singt an seiner Stelle weiter und signalisiert seinen Kollegen, sie sollten weiterspielen.

21:30 Uhr: Peter taucht wieder auf und fragt: "Wo ist mein hat? Das ist neu von meinem Opa!" Es ist ein unwürdiger Auftritt.

21:37 Uhr: Peter trinkt seinen dritten oder vierten Becher in einem Zug (und behauptet, es sei "Apfelsaft"). Er sitzt immer wieder vor der Bassdrum. Stehen geht nicht so gut.

21:40 Uhr: Killamangiro - wenn wir schon nicht toll sind, sind wir wenigstens laut. Der Soundmann dreht die Lautstärke nach der Hälfte absurd weit nach oben.

21:43 Uhr: Peter stimmt ein paar Takte What Katie did an, danach kommt ein anderes Lied. Die Band schleppt ihn durch.

21:45 Uhr: Mir reicht es. Das normale Ausgangstor der Live Music Hall ist noch zu. "Hier geht's raus", ruft der nette Ordner. "Du bist nicht der erste, der geht."

23:00 Uhr: Möchte jemand mein Ticket für Wiesbaden? Bitte ein mail an mich.




Les concerts de la semaine à Paris du 27 janvier au 2 février 2014

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Les concerts de la semaine à Paris du 27 janvier au 2 février 2014


Nouvelle Oliver Peel Session cette semaine, le jeudi 30 janvier avec la suédoise Cajsa Siik et l'anglaise Martha Rose. Cajsa est très occupée les prochains jours, elle va jouer la belle soirée I Love Sweden à L'Espace B le 28, puis à la Fabrique Balades Sonores pour finir avec ma session. Egalement en Oliver Peel Session: Martha Rose (photo) une jeune musicienne de Brighton qui va jouer à Paris pour la première fois. Ne la ratez pas! Contactez moi pour avoir des places!

27.01.2014: Brandt Brauer Frick, Théâtre des Bouffes Du Nord
27.01.2014: Neils Children, Espace B
27.01.2014: Björn Berge, Petit Bain 
27.01.2014: Vernissage/ Photos live de Sig Duberos à la Maroquinerie
28.01.2014: The Hidden Cameras et Lanterns On The Lake, La Flèche d'or 
28.01.2014: Pauline Drand et Kidsaredead et Golden Baba, Le Buzz
28.01.2014: The Notwist, Divan Du Monde
28.01.2014: Big Fox et Cajsa Siik, Espace B, Soirée I Love Sweden 
28.01.2014: Moziimo, La Dame de Canton 
28.01.2014: Soirée Jeunes Talents avec Sian Pottok (20 h 15), Garçon d'Argent (20h45), Matilde Forget (21h30) et Bel Plaine (22h15), Centre Musical Barbara
29.01.2014: The Missing Season et Satellite Jockey, Espace B
29.01.2014: Showcase Cajsa Siik, La Fabrique Balades Sonores, 19h30, gratuit
29.01.2014: Swann et her wonderful wonderful wonderful guests (Alma Forrer, Baptiste Hamon, Spaceman, Nina Savary, Pop In, Paris 
29.01.2014: Athanase Granson et De La Jolie Musique, International
29.01.2014: Connan Mockasin, Hotel Régina, Suite N° 7
29.01.2014: Bill Callahan, Le Prince Miaou et Cascadeur, Maison de Radio, Session Live Me D, 19h
30.01.2014: Poliça, La Gaité Lyrique, complet
30.01.2014: Baptiste Hamon, Les Trois Baudets 
30.01.2014: Teleferik, Le Buzz
30.01.2014: Cajsa Siick et Martha Rose, Oliver Peel Session
31.01.2014: Metronomy (et Petit Fantôme), la Maroquinerie, complet
31.01.2014: FGO Lab vec The Psychotic Monkes et The Buns, FGO, Barbara, gratuit 



Sonntag, 26. Januar 2014

Lanterns On The Lake, Darmstadt, 25.01.14

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Konzert: Lanterns On The Lake & Sophie Jamieson
Ort: Evangelische Friedensgemeinschaft Darmstadt (Bedroomdisco)
Datum: 25.01.2014
Dauer: Lanterns On The Lake knapp 65 min, Sophie Jamieson 40 min
Zuschauer: 370 (ausverkauft)




"You're a little bit scary!" Sophie Jamieson, die junge aus London stammende Musikerin, die das erste Kirchenkonzert der Bedroomdisco eröffnete, war sichtlich beeindruckt von der vollen Kirche der evangelischen Friedensgemeinde. Sie habe mit ihrer Band schon ein paar Konzerte in Kirchen gespielt, dies sei das größte - und überhaupt das größte Publikum.



Sobald die Lieder begannen, war von Sophies Nervosität nichts mehr zu spüren. Ihre Stücke, die an Daughter erinnern, leben von der ungewöhnlich tiefen Stimme der Sängerin und den enorm spannenden Arrangements. 


So hatte das Spiel des Schlagzeugers Amos immer wieder Pausen. Er trommelte kaum wirklich lange Passagen. Mir fallen Schlagzeuger selten auf, da bin ich recht ignorant, Amos' Art, seine Instrumente zu bedienen, faszinierten mich aber sehr. Vielleicht hat er aber auch ein wenig betrogen, um Aufmerksamkeit zu bekommen, die abstehenden Fasern seines Wollpullovers wurden von einem Strahler hinter ihm nämlich angestrahlt, sodaß er eine Art blaue Auro um sich hatte.



Zu Sophies Band gehören außerdem Gitarrist Liam und Bassist Alex, die sicher genausoviel Aufmerksamkeit verdient gehabt hätten! Bei Stain (einem wohl unveröffentlichten Stück, es ist jedenfalls nicht auf der Debüt EP Where) spielte Liam eine ganz großartige Gitarre, sehr toll!



Sophies Stücke sind melancholisch und sicherlich nicht so (im Indierahmen) massentauglich wie die von Daughter, um noch einmal diesen vielleicht arg konstruierten Vergleich zu bemühen. Aber sie sind vor allem wunderschön und kamen sehr zu recht beim furchterregenden Publikum (und mir) hervorragend an! 

Setlist Sophie Jamieson, Bedroomdisco, Darmstadt: 

01: The weight comes (?)
02: Dinah
03: I don't
04: Stain
05: Other
06: ?
07: Ode to the east
08: Waterloo


Bei Lanterns On The Lake wusste ich, was mich erwartet. Am Donnerstag hatte ich die Band aus Newcastle in Köln gesehen und war begeistert. 2011 hatte ich schon einmal ein Lanterns On The Lake Konzert in Köln erlebt, ohne vorher viel von der Band zu kennen. Eine weitere englische Folkband hatte ich erwartet, die Postrock-Elemente, teilweise mit drei Gitarren gespielt, hatten mich überrascht und umgeworfen!



In den letzten zweieinhalb Jahre hat die Band einiges erlebt. Zwei Gründungsmitglieder, die beiden Brüder Adam und Brendan Sykes, verließen die Gruppe, die anderen entschieden sich, ihre Jobs aufzugeben und sich ganz auf ihre Musik zu konzentrieren. Adam war einer der Sänger. Auf der ersten Platte gab es Lieder, bei denen er die erste Stimme singt. Also änderte sich auch der Stil der Musik ein wenig. Zwar singen auch Schlagzeuger Oliver und Gitarrist Paul. Vor allem Paul macht dies aber sehr ungern bei Konzerten. Und weil er auch beide Platten produziert hat, regelt er auch auf Platte seine Stimme runter, wie mir Sängerin Hazel und Oliver vor dem Konzert in einem Interview verrieten. Ich mag Duett-Elemente bei Bands enorm gerne, die der Nordengländer erinnerten mich manchmal an The xx beim ersten Konzert. Das gibt es jetzt nicht mehr, es fehlt mir aber zu meiner großen Überraschung gar nicht. Sowohl die zweite Platte, als auch die beiden Konzerte in neuer Konstellation gefielen mir noch besser als die ersten.



Das Konzert in dem großen, sehr schlichten aber eleganten Kirchengebäude begann gleich wie das in dem winzigen Theater der Wohngemeinschaft in Köln. Nur saß Hazel Wilde nicht am Klavier sondern am Keyboard. Picture show stammt vom im vergangenen Jahr erschienenen Album Until the colours run und ist auf den ersten Blick nicht eines der zwei, drei auffälligsten Lieder der Platte. Aber es wird immer besser, vor allem live. Die Gitarre von Paul, die das Klavierspiel begleitet, ist grandios! Nach meinem ersten Konzert hatte ich die Ausbrüche, in die einige der Lieder münden und bei denen drei Gitarren zum Einsatz kamen, mit Bands wie Explosions In The Sky vergleichen, obwohl dies absurd erscheint. Allerdings sind diese Postrockelemente durchaus ähnlich. Aber auch bei einem eher ruhig verlaufenden Stück wie Picture show klingt Pauls manchmal wahnwitzig schnell gespieltes Instrument so gar nicht nach einer Band, die man irgendwie mit Folk verbindet (was ich getan hatte, bevor ich sie live gesehen habe). Lanterns On The Lake klingen durch die Kombination stillerer Elemente, Hazels wunderbare Stimme, das meist sehr zurückhaltend gespielte Schlagzeug und die schnellen Gitarren - und natürlich die immer wieder eingesetzten Krachelemente - vollkommen eigen und enorm toll! Je häufiger ich die Band höre, desto spannender wird sie. Und das ist wirklich eine Seltenheit.



Natürlich überraschte es mich nicht, als ich neulich gelesen habe, daß Lanterns On The Lake Explosions In The Sky in Großbritannien supportet haben.

Einer der großen Hits (der besonders großen Hits) folgte danach, Elodie, das einen symphonischen Beginn hat. "Cinematic post-pop" hat das irgendwer mit mehr Ahnung genannt. Mir sind solche Genrebezeichnungen oft vollkommen egal, diese (wenn ich sie richtig verstehe) trifft die Art der Musik aber gut. Und sie klingt toll! Bei Elodie war mir das Schlagzeug bloß einen Tick zu laut (auch schon in Köln), das einzige klitzekleine Haar in der Kirchenkonzert-Suppe.



Eines der besten Stücke des Abends war A kingdom von der ersten Platte. Dabei spielt Hazel Mundharmonika, allerdings auf eine solch zurückgenommene Art, daß ich, wenn ich es nicht gesehen hätte, das Instrument nicht erkannt hätte. Bassist Andrew bediente ein Harmonium (denke ich), und das  Stück mündete in einem dieser lauten Enden mit Gitarrist Paul, der auf die Becken einschlug, um am Schluß die drei Altartreppen runterzuspringen, um an seinen Platz zurückzukommen. Großartig!


Ships in the rain, Another tale from another English town, The ghost that sleeps in me... alles wundervolle Lieder, die im Wechsel alles Lieblinge sind.

Im Vergleich zu Köln waren zwei zusätzliche Stücke im Programm, Tricks vom Debüt und The buffalo days vom zweiten Album. Bei The buffalo days hatte ich irgendwann nur noch Augen für Paul, der in einer absurden Geschwindigkeit Gitarre spielte. Dieser sich selbst enorm toll findende Geiger David Garrett ist angeblich der schnellste Violinist der Welt (mit Guinness Rekord). Gegen Pauls Geschwindigkeit ist er nicht nur albern sondern auch lahmarschig.



Wie in Köln war auch das herrliche Sapsorrow (von der Lungs quicken EP von 2010) Teil des Programms ("that's the one, where the drummer sits behind the drumset!"). So weit, so gut. Aber die besten Stücke kamen am Ende...


Not going back to the harbour beendete das reguläre Set. Der Schluß des Lieds war für mich nicht mehr überraschend, aber es war wieder so unendlich schön! Am Ende des Stücks, wenn bei anderen Lieder die Lautstärke explosionsartig ansteigt, wird es in der Liveversion dieses Stücks plötzlich leise. Hazel, Paul und Oliver singen unverstärkt die letzten Zeilen. "I'm not going back to the harbour, I'm not going back to my old life." Der Text entstand, als die Band entscheiden musste, wie es weitergeht und sich Hazel, Geigerin Sarah, Paul und Oliver festlegten, die Band zum Beruf zu machen. Wenn nur alle schwierigen Entscheidungen solch wundervolle Folgen wie dieses Lied hätten!

Die erste Zugabe war Green and gold, ein Solo-Piano Stück, auf dessen Studioversion man laut Hazel den Staubsauger der Reinigungskraft des Proberaums hört. Die Band kam anschließend zurück, um mit Until the colours run und I love you, sleepyhead die (jetzt wirklich) besten Stücke des Abends zu spielen. Die langsame Lautstärken-Steigerung bei I love you... ist das perfekte Ende eines solchen Konzerts! 



Das Wagnis, die Wohnzimmerkonzerte des Bedroomdisco in eine mit fast 400 Leuten besetzte Kirche auszudehnen, ist vollauf geglückt. Wieder einmal hat das Darmstädter Team einen wundervollen Konzertabend veranstaltet. Ich kann die Events der Bedroomdisco nur wärmstens empfehlen!
Setlist Lanterns On The Lake, Bedroomdisco, Darmstadt: 

01: Picture show
02: Elodie
03: A kingdom
04: Ships in the rain
05: Another tale from another English town
06: The ghost that sleeps in me
07: The buffalo days
08: Sapsorrow
09: Tricks
10: Not going back to the harbour

11: Green and gold (Hazel solo) (Z)
12: Until the colours run (Z)
13: I love you, sleepyhead (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Lanterns On The Lake, Köln, 23.01.14
- Lanterns On The Lake, Köln, 09.11.11
- Lanterns On The Lake, Paris, 05.11.11
- Lanterns On The Lake, London, 07.09.11

 


Gudruns Konzerttipps im Februar

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Noch ist Winter, aber wir müssen uns nicht hinter dem warmen Ofen verstecken, sondern können unsere Herzen wieder bei vielen Konzerten wärmen. Besonders freue ich mich im Februar auf das Cross-linx Festival und auf den Abend mit Entertainment for the Braindead.

Rot hinterlegt sind - wie immer - die Konzerte, die ich mir in den Kalender geschrieben habe.


Alin Coen
Bericht Karlsruhe, 4.7.13

28.01. Erlangen, EWerk
29.01. Leipzig, Werk II
30.01. Kiel, Orange Club
31.01. Rostock, MAUClub
01.02. Erfurt, Hsd
04.02. Hamburg, Fabrik
05.02. Osnabrück, Lagerhalle w/Sea + Air
06.02. Oldenburg, Kulturetage  w/Sea + Air
07.02. Göttingen, Musa  w/Sea + Air
08.02. Dresden, Beatpol  w/Sea + Air
11.02. Heidelberg, Karlstorbahnhof
12.02. Freiburg, Jazzhaus
13.02. Ulm, Roxy
14.02. Stuttgart, Longhorn
15.02. Magdeburg, Altes Theater
16.02. Berlin, Huxleys


Striving Vines 


28.01. Kiel - Prinz Willy
29.01. Hildesheim - Kufa
30.01. Gera - Die Manufaktur
31.01. Berlin - Magnet Club
01.02. Köln - Lichtung
03.02. Bamberg - Live Club
04.02. Mainz - Kulturclub Schon Schön
05.02. Stuttgart - Cafe Galao
06.02. Freiburg - Räng Teng Teng
07.02. Luzern - Treibhaus
08.02. Karlsruhe - Kohi



Kevin Devine
Bericht Maifeld 2013
Bericht Wiesbaden, 22.1.2014 

28.01. Graz - PPC
29.01. Innsbruck - Die Bäckerei
30.01. Padova - Circolo Mame
31.01. Zürich - Rote Fabrik
01.02. Basel - Parterre
02.02. Dendermonde - JH Zenith
04.02. London - The Lexington
05.02. Bristol - Louisana
06.02. Manchester - Soup Kitchen
07.02. Glasgow - Nice n Sleazy
09.02. Amsterdam - Paradiso


Sophie Jamieson

(Konzertankündigung von Oliver)

28.01. Pension Schmidt, Münster
29.01. Galao, Stuttgart
30.01. La Parenthese, Nyon
31.01. OOAM Festival, Baden
01.02. Theater am Saumarkt, Feldkirch /w. The Slow Show
02.02. Scherbe, Graz
03.02. Hauskonzerte, München
04.02. Bedroom Disco, Nürnberg
05.02. Thalia, Dresden
06.02. Pools, Göttingen
07.02. Molotow Bar, Hamburg
08.02. Wohngemeinschaft, Köln



Tryo

Bericht Karlsruhe, 19.1.2013

29.01. Freiburg, Jazzhaus
30.01. Reutlingen, Frank.K
31.01. München, Ampere
01.02. Karlsruhe, Tollhaus


Gregor McEwan

31.01. Halle – Unikum
01.02. Leipzig – Horns Erben
14.02. Heidelberg – Action House
15.02. Wabern – Krachgarten


Fjarill (mit Band)

31.01. Leipzig, Moritzbastei
01.02. Magdeburg, Moritzhof
02.02. Dresden, Staatsschauspiel
05.02. Köln, Stadtgarten
06.02. Frankfurt, Brotfabrik
07.02. Heidelberg, Karlstorbahnhof
09.02. Hamburg, Fabrik
21.02. Bielefeld, Neue Schmiede


The Marble Man

31.01. Rosenheim – AstaKneipe
01.02. München – Hansa 39
10.02. Dresden – Ostpol


me & katfrankie & mydrummer

Bericht Kat Frankie, Karlsruhe, 25.1.2013
Bericht Me and my drummer, 31.1.2013 

03.02. Gießen, Muk
04.02. Kassel, K19
05.02. Chemnitz, Weltecho
06.02. Berlin, HO-Berlin
07.02. Stuttgart, Freikonzert @ Marienkirche
08.02. Ausgburg, Schwarzes Schaf
09.02. Dresden, Scheune
12.02. Potsdam, Waschhaus



New Dog 

(Anar from Metal Hearts and Travels)


04.02. Brüssel, Le Chaff
05.02. Wuppertal, Hutmacher
06.02. Siegen, Schellack
07.02. München, Kafe Kult
08.02. Plzen, Zach's club
09.02. Praha, Bajkazyl
10.02. Neratovice, Restaurace Mlyn
11.02. Ústi nad Labem, Mumie
12.02. Leipzig, Wärmehalle Süd
13.02. Berlin, Schokoladen
14.02. Hamburg, Hasenschaukel
15.02. Göttingen, Pools
16.02. Chemnitz, Lokomov
17.02. Karlsruhe, Wohnzimmerkonzert
18.02. Köln, AZ Köln
19.02. Mons, Le Bateau Ivre
20.02. Metz, 7 cafe
21.02. Biel, Wohnzimmerkonzert
22.02. Duisburg, Djazz
23.02. Namur, La Dame de Pique



Désirée Klaeukens
als Support für Die Höchste Eisenbahn

Bericht Stuttgart, 11.1.2014

05.02. Dresden - Groove Station
06.02. Wien - B72
07.02. München - Kranhalle
08.02. Erfurt - Museumskeller
09.02. Essen - Zeche Carl
11.02. Aachen - Musikbunker
12.02. Leipzig - Nato
13.02. Hannover - Lux
14.02. Bremen - Tower
15.02. Osnabrück - Glanz und Gloria
16.02. Berlin - Lido


Golden Kanine

06.02. Leipzig  Schaubühne
07.02. Plauen  Malzhau
09.02. Berlin  Badehaus
11.02. Dresden  Societaetstheater
16.02. Köln  Studio 672



Mister & Mississippi

Bericht Karlsruhe, 22.9.2013

07.02. Stuttgart – Marienkirche
08.02. Fulda – Kulturkeller
09.02. Berlin – Live in the Living
10.02. Hamburg – Astra Stube
11.02. Hannover – Wohnzimmer
12.02. Wetzlar – Franzi
13.02. Oberhausen – Druckluft w/ Golden Kanine
14.02. Dresden – Blut Note
15.02. Singwitz – Kesselhauslage
16.02. Nürnberg – Künstlerhaus
17.02. Heidelberg – Häll
18.02. Köln – Die Wohngemeinschaft
19.02. Bonn – Fabrik45
20.02. Düsseldorf – Kassette
21.02. Villingen-Schwenningen – Cafe Limbo


Suzanne Vega

09.02. Hamburg, Mojo Club

10.02. Köln, Gloria
11.02. München, Freiheitshalle
12.02. Paris, Divan du monde


Me and oceans & Arpen


10.02. Karlsruhe Wohnzimmer
11.02. Stuttgart Wohnzimmer
12.02. Basel Union
14.12. Lindau Collodium
15.02. St. Gallen Stickerei
17.02. Winterthur Portier

21.02. Leipzig / mit Thomas Kunst (playing german songs)
22.02. Rudolstadt Schillerhaus / mit Thomas Kunst
23.02. JendKunsthof / mit Thomas Kunst
 



Solander

10.02. Kontorkeller, Greifswald
11.02. Scheune, Dresden
12.02. Privatclub, Berlin
13.02. Cairo, Würzburg
14.02. Franz Mehlhose, Erfurt
15.02. Milla, München
19.02. MUZclub, Nürnberg

20.02. Schlachthof, Wiesbaden
22.02. Freiburg, Slow Club
23.02. Pension Schmidt, Münster



Susie Asado

Bericht Stuttgart, 24.4.2013


12.02. Bielefeld – Offkino Bielefeld
13.02. Osnabrück – Lagerhalle e.V. (mit Sofia Talvik & Robby Maria)
14.02. Bremen – Etage3 (+ Patrick Duff)
15.02. Greifswald – Kulturbar -Cafe & Atelier




Entertainment for the braindead
with Charlie Rayne

12.02. Essen: house concert
13.02. Wuppertal:tba
14.02. Düsseldorf: C3S headquarter
15.03. Köln: Ganz Schön Kalk
16.02. Göttingen: Vinyl-Reservat
17.02. Herzberg: house show
18.02. Würzburg: Wunschlos Glücklich
19.02. Leipzig: tba


Entertainment for the braindead
mit Rowan Coupland

20.02. Chemnitz: Odradek
21.02. Chemnitz: Odradek
22.02. Ampfing: house show
23.02. München: Kulturjurte
25.02. Freiburg: Artjamming
26.02. Strasbourg: house show
27.02. Karlsruhe: house show
28.02. Rodgau: Openstage
01.03. Düsseldorf: Brause
02.03. Münster: tbc
09.03. Berlin: Laika 



ClickClickDecker (mit Petula)

13.02. Münster  Gleis 22
14.02. Oberhausen  Druckluft
15.02. Köln  Werkstatt
16.02. München  Feierwerk
17.02. Stuttgart  Keller
18.02. Wiesbaden  Schlachthof
19.02. Hannover  Lux
20.02. Kassel  Schlachthof
21.02. Leipzig  Elipamanoke
22.02. Dresden  Beatpol
23.02. Berlin  Roter Salon
26.02. Hamburg  Uebel & Gefährlich
27.02. Kiel  Hansa 48
28.02. Flensburg  Volksbad
01.03. Bremen  Tower


William Fitzsimmons

Bericht Paris 24.6.2011

14.02. Frankfurt – Zoom Club
15.02. Düsseldorf – Zakk
16.02. Hamburg – Kampnagel
17.02. Hannover – Faust
18.02. Erlangen – EWerk
19.02. Freiburg – Jazzhaus
20.02. Köln – Gloria
21.02. Bielefeld – Forum
23.02. Aschaffenburg, ColosSaal
24.02. Berlin – Postbahnhof
25.02. Dresden – Beatpol
26.02. München – Feierwerk
27.02. Stuttgart – KJH Hallschlag


We invented Paris

Bericht Phonopop 20.7.2012
 
02.02. Berlin Heimathafen
13.02. Winterthur Molton
17.02. München  Strom
18.02. Stuttgart  1210
19.02. Mannheim  Alte Feuerwache 
21.02. Köln  Luxor
22.02. Hannover  Pavillon
24.02. Berlin  Bi Nuu
27.02. Leipzig  Werk2
28.02  Jena - Cafe Wagner
01.03. Ulm - ROXY


TV Noir #11
mit Cäthe und Jonathan Kluth

17.02. HANNOVER | Pavillon
18.02. OSNABRÜCK | Haus der Jugend
19.02. KÖLN | Gloria
21.02. HEIDELBERG | Karlstorbahnhof
22.02. STUTTGART | Wagenhallen
23.02. DARMSTADT | Centralstation
24.02. FREIBURG | Jazzhaus
28.02. DRESDEN | Scheune
02.03. HAMBURG | Uebel & Gefährlich
04.03. BREMEN | Lagerhaus
05.03. LEIPZIG | Werk 2 - Halle D
06.03. BERLIN | Astra Kulturhaus


I am Oak & The Black Atlantic

Bericht The Black Atlantic Karlsruhe, 24.1.2012

24.02. Greifswald - Kontor Keller
25.02. Potsdam - Waschhaus
26.02. Mannheim - Cinema Quadrat
01.03. Marburg - KFZ
02.03. Berlin - Privatclub
03.03. Dresden - Ostpol
04.03. Leipzig - Wärmehalle Süd
05.03. Hamburg - Molotow
06.03. Düsseldorf - FFT
07.03. Wuppertal -Bürgerbahnhof
08.03. Karlsruhe - Café Nun,
09.03. Offenbach - Hafen 2
10.03. Aachen - Musikbunker




Samstag, 25. Januar 2014

Rue Royale, Karlsruhe, 18.01.14

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Konzert: Rue Royale
Ort: Cafe Nun in Karlsruhe
Datum: 18. Januar 2014
Dauer: 95 min
Zuschauer: knapp 100 (rappelvoll)


Jetzt  bin ich schon zum dritten Mal Augenzeugin geworden, wie Rue Royale erst das nuncafe fast zum bersten bringen, um dann die Massen mucksmäuschenstill und andächtig werden zu lassen. Die nuncafe-typische Umarmung der Bühne von allen Seiten durch das Publikum kennt die Band ja inzwischen schon, aber diesmal saßen Besucher sogar mit auf der Bühne. 



Das Phänomen lässt sich sicher mit gewissen Argumenten erhellen und begründen, aber es bleibt doch bezaubernd und magisch, wenn man es miterlebt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es sowohl am nuncafe als auch an Ruth und Brookln liegt, die, wenn sie zueinander finden, allen anwesenden einen besonderen Abend schenken können und wollen.



Ich war diesmal für meine Verhältnisse erst kurz vor knapp da und im Ankommen noch etwas zerrissen. Wir hatten für den Abend schon im Frühherbst Karten für Ballett im Staatstheater besorgt. Als Familie hatten wir uns den ersten Teil angesehen und für gut gemacht befunden. In der Pause war ich ins nun gewechselt, weil ich auch das Konzert mit Rue Royale nicht verpassen wollte. Ein Kompromiss - würde er lohnen?

Ich landete gerade noch so drinnen. Es war schon ziemlich ausverkauft. Aber einen Fleck zum stehen hinter dem Keyboard fand ich noch. Was den netten Effekt hatte, dass ich nicht gar so arg eingeklemmt stand, die Show von ganz nah miterleben konnte und den Blick ins Gros des Publikums hatte.


Als uns Rue Royale mit Set out to discover auf ihre musikalische Entdeckungsreise einluden, war mancher mit dem Schwatzen noch nicht ganz fertig. Vorbildlich aufmerksam und ganz der Musik hingegeben saßen aber von Anfang an zwei Kinder in der ersten Reihe - meine Mutter hätte gesagt Wie die Lichtel. Aber dann wurden auch die Erwachsenen erst ruhig, um dann zum Applaus immer ordentlicher einzuheizen. Im zweiten Teil des Abends wurde es fast schon ein bisschen übermütig - es wurde ordentlich ge-Yehaa-t und brausend applaudiert. Meine ganz persönlichen Höhepunkte fanden sich im zweiten Teil konzertriert: U.F.O. (das frenetisch gefeiert wurde) und Pull me like a string ließen mich die Augen schließen und glücklich lächeln und die beiden Zugaben Parachutes and lifeboats bzw. Brought up somewhere else waren in der Version des Abends dicht und emotional. Sicher auch, weil Brian für einen wirklich vorbildlichen Sound gesorgt hatte.

Mein Fazit: Es hatte sich wieder mehr als gelohnt!





Setlist:
1: Set out to discover
2: Halfway blind
3: Tiny parcels
4: Guide to an escape
5: Changed my grip
6: Shouldn't have closed my eyes
7: Even in the darkness
8: Settle in, settle down
9: Dark cloud canopies

10: Get me standing
11: Pull me like a string
12: Flightline
13: We'll go on alright
14: Almost ghostly
15: These long roads
16: U.F.O.
17: Every little step

18: Parachutes & Lifeboats (Z)
19: Brought up somewhere else (Z)


Aus unserem Archiv:

Rue Royale, Paris, 26. September 2013 (Oliver)
Rue Royale, Frankfurt, 17. September 2013 (Gudrun)
Spectacular Spectacular Berlin am 7. April 2013 (Markus)  
Spectacular Spectacular Frankfurt am 6. April 2013 (Gudrun)
Rue Royale Phono Pop 2012 (Gudrun)
Rue Royale, Göttingen am 28. Mai 2012 (Gudrun)
Rue Royale, Köln am 28. Januar 2012 (Christoph)
Rue Royale + The Black Atlantic, Karlsruhe am 24. Januar 2012 (Gudrun)
Rue Royale, Karlsruhe am 16. März 2011 (Gudrun)
Rue Royale, Paris am 27. Januar 2010 (Oliver) 
 

Freitag, 24. Januar 2014

Cayoux, Karlsruhe, 24.01.14

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Konzert mit cayoux
Ort: Karlsruhe-Waldstadt
Datum: 24. Januar 2014
Dauer: 65 min
Zuschauer: 32


Ein Wohnzimmerkonzert-Besucherrekord am Ende einer neblig grauen Woche. Mein Wohnzimmer so voll gepackt mit Zuhörern, wie ich es mir schon immer gewünscht habe. Und zwei Künstler, die diese Gelegenheit beim Schopfe zu greifen wussten. Zusammen ergab das eine intensive reichliche Stunde an Musik, die erst ein bisschen tätschelte und dann Druckpunkte fand, um diese herumtänzelte um dann schließlich unter meine Haut zu fahren und Gänsehaut prickeln zu lassen.


Der Aufbau dabei denkbar simpel: Marcel Siegel am Kontrabass und die Stimme von Annika Bosch. Und darin auch gleichzeitig verblüffend wandelbar und vielförmig. Nach dem Konzert hörte ich von den Leuten aus der ersten Reihe: das wäre ja interessant zu schauen gewesen, was man mit einem Kontrabass alles anstellen kann. In Wirklichkeit gab es natürlich noch etwas technische Unterstützung durch Loops, die aber eher unaufdringlich eingesetzt wurden. Und eine Bahncard durfte mitspielen.



Schönster Moment für mich persönlich das Nordlichtlied Northern light, in dem man förmlich die klare kalte Luft spürte und den hart gefrorenen Schnee unter den Füßen knirschen fühlte. Das Licht als flimmerndes Klingen hörbar gemacht. Lieblingslied der Platte Teardrops ebenso warm und die Stimme um mein Herz schlängelnd. Begeistert wurde all das beklatscht. Mir ging das Herz auf, bei den Mitwippnummern, wo schließlich alle klatschen, mitschnippsen oder vielstimmig mitpfeifen konnten und das auch begeistert taten.




Setlist:
1: Cracked
2: Teardrops
3: Momo
4: Viléa
5: Winter's ending
6: Northern lights
7: Intro
8: This place
9: Embrace
10: Picture the new
11: Zu schnell
12: Schlaflied
13: Live goes easy on me
14: Ain't no sunshine
15: Bei mir biste scheen



Weitere Konzerte der aktuellen Tour:

26.01. Weimar  Galerie Eigenheim

27.01. Jena  Café Wagner
28.01. Bayreuth Glashaus (mit Oak)
29.01. Berlin Fitcher's Vogel (mit Oak) 





Lanterns On The Lake, Köln, 23.01.14

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Konzert: Lanterns On The Lake
Ort: Theater der Wohngemeinschaft, Köln
Datum: 23.01.2014
Dauer: 55 min
Zuschauer: rund 70 (ausverkauft)



Als ich im November 2011 zum Konzert von Lanterns On The Lake ins Studio 672 ging, wusste ich nicht, was mich erwarten würde. Ich vermutete eine weitere englische Folk-Band, die mir ganz gut gefallen würde. Auf die Idee, eine künftige Lieblingsgruppe zu sehen, wäre ich im Leben nicht gekommen. Heute waren meine Gedanken anders. Würden Lanterns On The Lake aus Newcastle mich auch nach zwei Jahren wieder so begeistern? Oder hatte ich mir aus der größer werdenden Distanz nur immer mehr eingeredet, wie toll die Band ist?

Im Oktober erschien die zweite Platte der Engländer. Until the colours run gefällt mir - was ja wirklich nicht der Standard ist - noch besser als das Debüt von 2010. Es konnte also wirklich nicht viel schief gehen.

Das Theater in der Wohngemeinschaft ist ein kleiner Raum, der 50 bis 70 Zuschauer fasst und eine Bühne im Stile eines piefigen Wohnzimmers hat. Der einzige Nachteil des Raums ist die ebenerdige Bühne. Da das heutige Konzert nicht bestuhlt war, konnten wohl nur die Leute in der ersten Reihe richtig sehen. Die vielen Hinterköpfe vor mir nahm ich aber gerne in Kauf für die wundervolle Musik. Die Sängerin der Band, Hazel Wilde, erklärte zu Beginn, man habe wegen des besonderen Konzertorts die Setlist angepasst. So begann sie das erste Stück am am linken Rand stehenden Klavier. Picture show stammt vom aktuellen Album. Auf Platte klingt Hazels Stimme dabei ein wenig verzerrt oder gedämpft. Die Liveversion war eine Ecke schöner! Und so blieb es dann auch!

Hazel Wilde wurde begleitet von Gitarrist Paul Gregory, Bassist Andrew Scrogham, Geigerin Sarah Kemp und Schlagzeuger Oliver Ketteringham. Daß Lanterns On The Lake 2011 noch einen zusätzlichen Sänger und Gitarristen hatten, hatte ich vergessen. Erst nach dem Konzert habe ich dies nachgelesen und festgestellt, daß mir die beiden fehlenden Elemente, die Duette und die dritte Gitarre, die beide sensationell schön waren (und mir wichtig waren), heute überhaupt nicht gefehlt haben. Das spricht sehr für das Konzert in der Wohngemeinschaft, finde ich.


Lanterns On The Lake hatten mich damals wegen des Gesangs der beiden Sänger machmal an The xx erinnert, auch wenn das vielleicht wegen des grundsätzlich anderen Stils weit hergeholt scheint. Heute war Hazels Stimme meist alleine zu hören, sie bestritt viele Stücke am Klavier, was bei mir zu Assoziationen mit den von mir extrem hoch geschätzten Amatorski führte. 

Auch wenn dabei die dritte Gitarre fehlte und auch wenn die ruhigen Klavier-Stücke auch wunderschön waren, sind die tollsten Elemente der Band die Ausbrüche am Ende einiger Stücke. Bei A kingdom von der Debütplatte zum Beispiel (da störte selbst das rhythmische Klatschen nur wenig!). Die sehr langsame Steigerung bei I love you, sleepyhead, die in eine Art Postrock-Ende mündete, mit Gitarrist Paul, der wie ein Boxer auf ein Becken eindrosch, war der schönste Moment des Konzerts!

Die Stücke der Band aus Newcastle handeln oft vom Meer, von Schiffen und diese Postrock-Phasen passen ganz wundervoll zu dieser Stimmung. 


Am Ende schienen sie ein wenig mit diesem Liedaufbau zu kokettieren, als bei der letzten Zugabe Not going back to the harbour (in einer viel tolleren und längeren Version als auf Platte) plötzlich an der Stelle, in der es in anderen Liedern lauter wird, Hazel und Schlagzeuger Oliver unverstärkt gemeinsam sangen. Nein, das war der mit Abstand schönste Moment dieses wundervollen Konzerts!

Nein, nein, nein, ich habe mir Lanterns In The Lake in den vergangenen zwei Jahren nicht schöngeredet, die Band ist so großartig, wie ich sie in Erinnerung hatte.

Setlist Lanterns On The Lake, Theater der Wohngemeinschaft, Köln:

01: Picture show
02: Elodie
03: Ships in the rain
04: A kingdom
05: The ghost that sleeps in me
06: Another tale from another English town
07: Sapsorrow
08: Until the colours run
09: I love you, sleepyhead

10: Green and gold (Hazel solo) (Z)
11: Not going back to the harbour (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Lanterns On The Lake, Köln, 09.11.11
- Lanterns On The Lake, Paris, 05.11.11
- Lanterns On The Lake, London, 07.09.11




 

Konzerttagebuch © 2010

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