Freitag, 13. Dezember 2013

Cate Le Bon, 19.11.13


Konzert: Cate Le Bon (Super Crayon, Sam Amidon)
Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 19.11.2013
Zuschauer: etwa 150
Konzertdauer: eine Stunde (Cate)





"Die ist dich genau was für dich, oder Oliver?"... fragte mich schmunzelnd und augenzwinkernd Mathieu, seines Zeichens Verantwortlicher in Frankreich für Coop (Coopérative) Er kennt mich wohl schon ziemlich gut der Bursche! In der Tat konnte ich mit dem nonchalanten Indierock der Waliserin Cate Le Bon und ihrer männlichen Begleitband eine Menge anfangen. Dieser lässig-laszive Gesang, dieses elegante Understatement, dieser leicht retro gefärbte Sound mit dezenten psychedelischen Parts. Toll!

An einem Tag, an dem auch ein gewisser Nick Cave im großen Zénith spielte, zog ich die Clubatmosphäre der etwa 400 Zuschauer fassenden La Flèche d'or vor. Wie so oft hatte ich mit Sam Amidon den ersten Künstler des Abends verpasst, aber dafür konnte ich nichts. Wenn die Verantwortlichen die ersten Acts um 20 Uhr aufs Volk hetzen, ist das eben zu früh für mich, schließlich habe ich auch eine Anreise von mindestens 45 Minuten zu bewältigen.

Gesehen habe ich allerdings den charmanten Auftritt der wavigen Lofikünstler Super Crayon aus Frankreich, den ich als gelungen empfand (wenn die Zeit bleibt unten mehr dazu).

Gegen 22 Uhr dann aber Cate Le Bon. Sie hatte bereits zuvor zwei oder drei mal in der Stadt der Liebe und des Lichts gespielt, allerdings nie mit Begleitband. Insofern wurde hier eine Premiere gefeiert, denn insgesamt 4 Musiker enterten die Bühne. Die Konzentration galt natürlich der Dame, schließlich ist sie die Chefin des Projekts. In ein langes schwarzes Gewand gehüllt trug sie mit viel Talent und Spielfreude ihre Songs vor. Bevorzugt kamen Stücke ihres neues dritten Albums Mug Museum zum Zuge, das viel Kritikerlob empfangen hat. (8/10 NME, 4 Sterne Q Magazine, 4 Sterne Mojo, 9/10 bei Uncut), aber auch auf Tracks des Vorgängers Cyrk wurde nicht verzichtet.

Die Lieder klangen live viel druckvoller, rockiger und weniger lofi als auf dem dezent gehalteten Album. Das Schlagzeug hatte viel Power, die Gitarren kamen rasiermesserscharf und angriffslustig daher und der Bass holperte brummelnd und temporeich vor sich. Besonders das fabehalfte Uptempo Stück Sisters fetzte wie Hölle. Bei No God war der Bass besonders präsent die in der Presse oft zitierten Parallen zu Velvet Undergound und Nico waren nicht von der Hand zu weisen. Allerdings wirkte hier alles moderner, den Hippie Anstrich gab es nicht und ein reiner Aufguss war es auf keinen Fall.

Duke begeisterte mit jubilierenden Gitarren, einer luftig leichten Melodie und mehrstimmigen Falsett-Chören, der nachfolgende Song He Is Leaving mit einer sanften Melancholie und einer ungemeinen Zärtlichkeit und Wärme.

Sehr stark auch der Mittelteil, als die unglaublich lässigen ersten beiden Songs von Mug Museum performt wurden. Are You With Me Now? und I Can't Help You gehören auch dem Album zu meinen Favoriten, live waren sie noch deutlich schmissiger.


Nichts kam aber an Fold The Cloth (vom Album Cyrk) ran, das als letzter Track des offiziellen Sets gebracht wurde. "It's too late to come around, put your belly to your chest and se how close we are", trällerte die Waliser auf unnachahmliche Weise (sie klang immer leicht beschwipst und ein wenig irre), bevor am Ende richtig schwere Gitarren einsetzten, lange, schrammelige Soli erklangen und wahnsinnig abgerockt wurde.



Die Zugabe war danach fast gar nicht mehr nötig, aber auch sie war hochkarätig. "Don't you know that it's different for girls?" hieß es textlich und ich glaube der mir unbekannte Song hieß dementsprechend dann auch Different For Girls.


Sehr gutes Konzert! Es wird Zeit, daß ich mich mit allen drei Alben von Cate Le Bon vertraut mache.

Zu diesem Theam dann noch einmal Mathieu von Coop: "ja ja, Cate ist schon beim dritten Album angelangt. Wir in Frankreich waren lahm, haben das fast verschlafen. Dabei ist sie eine solch außergewöhnliche Künstlerin."

Recht hatte er. Die Frau ist in der Tat außergewöhnlich und ihr Auftreten war ganz nach meinem Geschmack: düster, lässig, mit Ecken und Kanten.

Setlist

01: Solitude
02: Sisters
03: No God
04: Duke
05: He Is Leaving
06: Are You With Me Now? 
07: I Cant' Help You
08: Falcon Eyed
09: Puts Me To Work
10: Eyes So Bright
11: Cuckoo
12: Fold The Cloth

13: Different For Girls



 

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