Dienstag, 19. März 2013

Jake Bugg, Berlin, 18.03.13


Konzert: Jake Bugg 
Ort: Postbahnhof/Berlin 
Zuschauer: ausverkauft 
Datum: 18.03.2013 
Dauer: 70 Minuten 


von Tobias aus Berlin


Wer wissen möchte, wie denn der Künstler heißt von dessen Konzert hier berichtet werden soll, muss sich bitte die Mühe machen in die Kopfzeile zu schauen. Denn von hier an wird dieser Künstler nur noch die Bezeichnung PLF tragen. Bevor jemand fragt, ja PLF steht natürlich für pretentious little fucker. Hey, werdet ihr sagen, was soll denn die Beleidigung? Keine Beleidigung, sage ich! Nicht wenn man pretentious little Fucker aus dem Kontext der Frage, „How dare you having so much talent and confidence at such a young age, you pretentious little fucker?” entlehnt hat. Die Frage stellt man sich nämlich zwangsläufig, wenn man ein PLF Konzert besucht oder aber auch nur sein wunderbares, aus der Zeit gefallenes Debutalbum anhört. Der Typ ist 19! Gerade geworden! 

Nur gut, dass ich wieder mal auf den Noel gehört habe. Noel Gallagher hatte letzten Sommer auf seinem amüsanten Tourblog, eine Art Kaufbefehl für das PLF-Album veröffentlicht. Die beiden waren in Asien gemeinsam auf Tour und dem Noel gefiel offensichtlich was PLF zu bieten hatte. Und da der gute Noel, anders als sein Bruder Liam, welcher sich letzte Woche tatsächlich mit Justin Bieber verbrüderte, über die Jahre schon mit so einigem Recht hatte – ich verdanke seiner Empfehlung u.a. The Soundtrack Of Our Lifes, M.Ward und die Mystery Jets – folgte ich dem Kaufbefehl und verfiel nach anfänglichen Berührungsängsten dem schrägen Charme einer Platte, auf der ein 18-jähriger über die typische englische Teenagerangst zwischen fetten Spliffs und maroden Hangouts singt. Thematisch nix neues, das haben andere 18-jährige vor ihm schließlich auch schon gemacht. Die PLF Lyrics hätte man zum Beispiel auch genauso gut auf dem ersten Arctic Monkeys Album wiederfinden können. Neu an PLF ist, dass der Kleine dabei so klingt wie Bob Dylan. Und die Überraschung daran: Es ist nicht peinlich. Nicht die Spur. Nicht mal wenn er dann im ausverkauften und doch luftigen Postbahnhof auf der Bühne steht, noch viel kleiner und zierlicher ist, als man das Bildern nach hätte vermuten können und dann Sachen singt wie „I’ve seen it all“. „Hat er alles schon gesehen“! Er! Mit 18. Wahrscheinlich war er sogar 17, als er den schrieb. Schon klar, du pretentious little Fucker, möchte man ihm da zurufen, mit dem doppelten an Lebenserfahrung auf dem Buckel. Nur tut man das nicht. Nicht etwa aus Höflichkeit. Nein, aus Respekt. Respekt vor seiner Chuzpe, seinem Talent, seiner Stimme. Schräg das ganze. Sehr, sehr schräg. Wie sein Gesang und vor allem auch wie sein Publikum. Von kleinen süßen 18-jährigen Mädchen mit ihren süß frisierten kleinen Freunden bis zu dutzenden Pärchen jenseits der 50 war da alles dabei (Ich hätte schwören können, dass da gestern alle Mütter meiner Ex-Freundinnen im Saal standen). Es wurde brav gelauscht, brav applaudiert und wenn man sie alle nach dem Konzert um ein Konsens-Adjektiv gebeten hätte, welches den Konzertgenuss am besten beschreibt, wäre das wohl schlicht und einfach „schön“ gewesen. Klingt vielleicht langweilig, war es aber nicht. Es war halt „schön“. 17 kleine Songs und etwas über eine Stunde dauerte der ganze Spaß, wie da halt so ist, wenn man das erste Album tourt. Zum Abschluß gibt PLF noch Johnny Cash’s Folsom Prison Blues zum besten. Das ist mir zwar dann doch ein klein wenig zu klischeehaft, aber hey wer bin ich denn, einen 18-Jährigen zu hinterfragen? Consider me BUGGED! 

PS: Gerne hätte ich auch etwas über den Support Act Jack Savoretti berichtet, leider war der schon zur Hälfte mit seinem letzten Song durch, als wir um 21.03 Uhr im Saal standen. Aufgedruckter Konzertbeginn war 21.00 Uhr. Danke für nichts, lieber Veranstalter! 

Setlist Jake Bugg, Postbahnhof, Berlin: 

01: Fire 
02: Kentucky 
03: Love Me the Way You Do 
04: Trouble Town 
05: Seen It All 
06: Simple as This 
07: Slide 
08: Slumville Sunrise 
09: Ballad of Mr Jones 
10: Someone Told Me 
11: Country Song 
12: Note to Self 
13: Someplace 
14: Two Fingers 
15: Taste It 
16: Lightning Bolt 

17: Broken (Z)
18: Folsom Prison Blues (Johnny Cash Cover) (Z)



 

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