Montag, 28. Mai 2012

Team Me, Paris, 25.05.12


Konzert: Team Me

Ort: La Fléche d'or, Paris

Datum: 25.05.2012

Zuschauer: etwa 200
Konzertdauer: ungefähr 1 Stunde



Borg gegen McEnroe. Zumindest die urkomischen Stirnbänder der norwegischen Band Team Me ließen an ein Duell dieser charismatischen Tennisspieler der frühen 1980 er Jahre denken. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich zwei der Musiker mit diesem dünnem Bädchen im Haar vor dem Beginn des Gigs so rumstehen sah. Die Norweger scheinen ihren ganz eigenen Humor zu haben. Allerdings kannte ich den Gag mit den Stirnbändern schon von Malajube her, die auch keine Scheu davor hatten, albern auszusehen. Und zu Malajube gab es durchaus musikalische Parallelen, wenngleich Arcade Fire, Los Campesinos!, Patrick Wolf oder Architecture in Helsinki als Referenzen für Team Me passender erscheinen.


Wir reden hier von euphorischer und euphorisierender Musik, die mit geradezu kindlicher Freude und Naivität aufs Publikum abgeschossen wurde und ihre Wirkung nicht verfehlte. Am Ende befand ich mich mittendrin in einer großen Fete, bei der getanzt und vereinzelt sogar gecrowdsurft wurde. Von Lied zu Lied hatten die Norweger das Pariser Publikum mehr und mehr in Wallung gebracht, es mit ihren schrill hohen Männergesängen, perlenden Gitarren und jubilierenden Synthies aufgepeitscht und am Ende einen regelrechten Triumph verbucht. Eine ganz erstaunliche Leistung für das erste offizielle Konzert in der Seine-Metropole.


Dabei hatte ich vorher meine Zweifel, befürchete, der Sound der Skandinavier könne zu überzuckert und naiv für mich klingen. Aber die Bedenken wurden schnell ausgeräumt, der schlumpfige Gesang schon bald als charmant empfunden und das Auftreten der Band als geschlossen, symathisch und ungekünstelt eingeschätzt. Immer wieder schafften sie es, an der Kitschgrenze vorbeizuschrammen, nicht wirklich wie die ätzenden Scissor Sisters zu klingen, oder so überzogen auf Party machend wie I'm From Barcelona rüberzukommen.

Die Mischung stimmte einfach bei Team Me, das gab es neben dem ganzen Frohsinn auch Passagen rauszuhören, in der eine ganze Menge Melancholie steckte.

Und Hits hatten sie noch und nöcher. Dear Sister, Show me oder Weathervans and Chemicals hießen diese und stammten meistens vom Debütalbum To The Treetops. Allesamt waren sie wahnsinnig quirlig, hysterisch und quitschlebendig. Norweger sind verschlafene Leute, die nur Trübsal blasen? Von wegen! Team Me bewiesen uns das Gegenteil und verschafften sich auch durch ihre nette Art viele Sympathien.


Gerne würde ich sie auf einer Bühne, oder- warum eigentlich nicht?- auf einem Tennisplatz wiedersehen. Zum Beispiel in Roland Garros? Da scheinen zwar Stirnbänder zur Zeit out zu sein, aber vielleicht führen Team Me diese Mode ja wieder ein!

Ein duftes Konzert!

Setlist Team Me, La Flèche d'or, Paris

01: Patrick Wolf & Daniel Johns
02: Wheatervans and Chemicals
03: Favorite Ghost
04: Kennedy Street
05: Come Down
06: Dear Sister
07: Daggers
08: Show Me

09: Fool
10: With My Hands Covering Both Of My Eyes I Am Too



 

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