Mittwoch, 26. Januar 2011

Milk & Fruit Juice & Bird On The Wire, Paris, 24.01.11


Konzert: Milk & Fruit Juice & Bird On The Wire

Ort: L'Espace B Paris

Datum: 24.01.11

Zuschauer: etwa 35



Mein erstes Konzert, das ich im Pariser Espace B promotet habe und gleichzeitig das letzte Mal, daß ich in diesen Laden einen Fuß gesetzt habe. Unsere Wege trennen sich hiermit.

Aber reden wir nicht über die ärgerlichen Begleitumstände, die auf einem Konzertblog nicht unbedingt in aller Länge ausgebreitet werden müssen, sondern kommen sofort zum musikalischen Teil. Denn der war höchst erfreulich! Die Pariser Tweepop Formation Milk & Fruit Juice bot genau wie schon im Pop In vor ein paar Tagen ein höchst erfrischendes, charmantes und Laune machendes Konzert. Die Ukulele von Bandleader Michel perlte frohlockend, das Glockenspiel von Cococerise und Sabine ertönte hell und schön, die Gitarre von Orouni dingeldengelte hochmelodisch und sogar der Schlagzeuger L'Homme Mystère agierte heute an einem richtigen Drumset. Die fünf Sympathen feuerten ihre Indiepop-Perlen wie mit einem Machinengewehr ab und eine Dreiergruppe niedlicher Mädels wippte wie in den 1960er Jahren im Takt mit. Ansonsten blieb es aber leider sehr ruhig, weil trotz meiner unermüdlichen Promobemühungen nur sehr wenige Zuschauer den Weg ins Espace B gefunden hatten. Man muss sich fragen, was hier falsch läuft, wenn man bedenkt, daß hier zuvor schon ganz feine Acts wie Woodpigeon vor 15 Leuten und eine Granate wie Nina Nastasia vor 30 Leuten ihre Kunst zum Besten gaben.

Aber das soll nicht mein Problem sein, sollen sich die Betreiber und die Programmgestalter des Ladens ihren Schädel darüber zerbrechen. Ich halte meinen nicht dafür hin!



Kommen wir zu Bird On The Wire, meiner ganz großen Entdeckungen im Bereich Indiepop/Folk. Am Sonntag hatten sie eine ganz tolle Oliver Peel Session abgeliefert, die unseren Gästen unglaublich gut gefallen hatte. Die Resonanz war geradezu überwältigend, einige Stammgäste sprachen gar von der besten Session, die sie je bei uns gesehen hatten. Und auch in der elektrischen Variante mit E-Gitarre und richtigem Schlagzeug enttäuschten sie nicht, im Gegenteil. Selbst meine Freundin Uschi, die die Oliver Peel Session sträflicherweise geschwänzt hatte (warum eigentlich?), hatte ein Lächeln auf den Lippen, das soviel bedeutete wie: "Mensch, diese jungen Hollander sind in der Tat eine Wucht!" Ungemein nonchalant und selbstsicher performten sie die Songs ihrer ersten Demo CD und zeigten, wie viel Potential in ihnen steckt. Auf Grund ihrer zahlreichen Auftritte in Holland 2010 sind sie handwerklich verblüffend schnell besser geworden und spielten ihrer Lieder mit wesentlich mehr Dampf, Präzision und Intensität. Besonders beeindruckend war, daß sie innerhalb von einem Tag (!) einen Trompeter, den sie auf unserem Fest am Vortag kennengelernt hatten, aktiv in das Geschehen mit einbezogen. Der Amerikaner Zach spielte mit, als sei er schon seit einem Jahr Mitglied der Band und gab mit seinem Getröte dem folkpoppigen Wildwest eine spezielle Note.



Gäbe es in der Konzertstadt Paris noch andere Blogger oder Konzertfotografen, die wirklich auf Zack sind, hätte man am nächsten Tag zahlreiche euphorische Berichte und ein Festival an Hochglanzfotos erleben können. So aber bleiben wir unter uns und die anderen schnarchnasigen Musikjorunalisten der Seine-Metropole werden halt eben deutlich später auf einen Rohdiamanten wie Bird On The Wire aufmerksam werden. Denkt bitte daran, wo ihr zuerst von den Holländern gelesen habt, wenn sie 2012 oder 2013 auf dem Haldern Pop Festival auftreten.

Links:

- English Review of this show by Rockerparis, click!

Aus unserem Archiv:

Bird On The Wire at Oliver Peel Session, Paris, 23.01.11
Bird On The Wire, Paris, 21.06.10
Milk & Fruit Juice, Paris, 17.01.11
Milk & Fruit Juice, Paris, 25.06.09




2 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Ja, es war toller Konzertabend!
Ich bin völlig begeistert von der Schlagzeugerin von Bird On The Wire.
Der Peel Session #33 bin ich ferngeblieben, weil ich keine Zeit für zwei Konzerte hatte. Ich mach' gerade 'ne transcription-traduction für Vincent Moon.

Uschi aus P.

E. hat gesagt…

schade, dass so wenig leutchen da waren. was die organisatoren des ladens versaubeutelt haben, würde mich schon interessieren, damit man weiß, was man vermeiden sollte. aber du schriebst ja auch, dass sie immer wieder schwierigkeiten haben, die hütte voll zu kriegen.
ansonsten hast du mich auf die teilnehmenden bands sehr neugierig gemacht, vor allem auf die holländer.

 

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