Sonntag, 22. August 2010

Mumford & Sons, Haldern-Festival, 13.08.10


Konzert: Mumford & Sons

Ort: Haldern-Pop Festival
Datum: 13.08.2010
Dauer: 60 min
Erster Konzertbericht bei uns: 24.04.08 (Paris)


Der Kommentar von Christoph:

Blöder Mainstream-Kram! Selbst bei SWR 3 laufen Mumford & Sons mittlerweile hoch und runter und natürlich spielen die Engländer demnächst im Palladium. Als echter indie Indie-Hörer gilt es, so etwas zu verachten!

Dummerweise ist die Truppe um Marcus Mumford so verdammt gut, daß man sie nicht ignorieren kann. Ich habe lange gebraucht, die Engländer zu sehen, obwohl mir mein Pariser Kollege Oliver seit 2 1/2 Jahren von den Musikern aus dem Umfeld von Laura Marling vorschwärmt. Daß der Haldern-Auftritt der Folkpop Band gut werden würde, dachte ich mir. Daß die Gruppe allerdings die danach folgenden Beirut so locker an die Wand spielen würden, hatte ich nicht erwartet.

Bei solch brillanter Musik macht es gar nichts, diese mit lalala-Radio-Hörern zu teilen. Schließlich wird der durchschnittliche deutsche Musikgeschmack so ein wenig besser.

Der Kommentar von Oliver Peel:

Wenn man Mumford And Suns die Verwendung des Wörtchens "Heart" untersagen würde, dann hätten die temperamentvollen Engländer Probleme, Texte für ihre Songs hinzubekommen. Da strotzt es in jedem einzelnen Lied nur so vor Herzen. Man kommt locker auf 20 oder mehr "Hearts" auf dem gefeierten Debütalbum Sigh No More. Auch sonst trieft der Schmalz aus allen Ecken und Enden. "You are the mother, the mother of your baby child, the one to whom you gave your life", heißt es beispielsweise auf Timshel. Viel schwülstiger geht es nimmer, zumindest nicht in Indiekreisen. Nur Schlagersänger-und Bands schreiben ähnlich kitschige Texte. Und dennoch nimmt man diesen bodenständig und aufrichtig wirkenden jungen Burschen ihre nach außen getragene Herzlichkeit, ihr Herzblut ab. Wenn Marcus Mumford mit seiner whiskeygetränkten Stimme loslegt, die Gitarre zwischen seine strammen Beine nimmt (ich könnte ihn mir gut mit bayrischer Lederhose vorstellen!) und mit der Klampfe wie eine Hexe auf ihrem Besenstiel über die Bühne düst, dann bleibt wirklich kein Auge trocken. Vielleicht sind Mumford & Sons einfach Theaterschauspieler, von denen der Professor verlangt hat, ein in Musik vertontes Stück zum Thema "Inbrunst und Herzblut" aufzuführen. Die Prüfung würden sie auf jeden Fall locker bestehen! Irgendwie erschienen mir die Jungs in Haldern wie eine folkigere Variante der Kaiser Chiefs. Kirmesmusik mit Herz. Oder so. Da ich aber die Kaiser Chiefs mochte und mag, war das kein großes Problem für mich. Nicht zu sehr auf die Qualität der Texte achten und einfach Mitgröhlen-bzw. Mithüpfen war wohl nicht nur meine Devise. "But it was not your fault but mine. It was your heart on the line, I really fucked it up this time, didn't I, my dear." (aus Little Lion Man), mit solchen im Chor geschmetterten Refrainzeilen steckten die Herzblutler das Halderner Publikum ganz locker in ihre Hosentasche. Die Masche muß auch schon beim Glastonbury Festival gezogen haben, zumindest wenn man den euphorischen Berichten im NME glauben schenken darf. Kernaussage der Fans: "Die meinen das so wie es singen." - Na dann ist ja gut!

Highlighst hervorzuheben ist nicht einfach, alle Songs wurden von der Meute euphorisch aufgenommen, aber die stärkste Phase dürfte der Auftritt wohl gehabt haben, als die hintereinander weg gespielten White Blank Page und Little Lion Man die Festivalwiese so richtig schön ducheinanderwirbelte. Der Refrain von White Blank Page war so eingängig, daß ihn das Publikum nach Verklingen des Liedes noch minutenlang mitsummte. Die Band war gezwungen zu warten, bevor sie mit dem Programm weitermachen konnte, bedankte sich bei ihren Fans aber auf ihre Weise. Sie klatschten ihnen gerührt Beifall, so wie man das nach Abpfiff von Fußbalspielen her kennt.

Ich glaube wirklich, daß Mumford & Sons so nett und aufrichtig sind, wie sie sich geben. Kann der Dackelblick von Marcus Mumford etwa lügen? Selbst Laura Marling konnte da nicht widerstehen...

Setlist Mumford & Sons, Haldern-Pop Festival:
01: Sigh no more
02: Awake my soul
03: Winter winds
04: Roll away your stone
05: Nothing is written
06: White blank page
07: Little lion man
08: Lover of the light
09: Thistle & weeds
10: Timshel
11: The cave
12: Dust bowl

Links:

- Mumford & Sons, Paris, 21.02.10
- Mumford & Sons, München, 02.11.09
- Mumford & Sons, Paris, 24.04.08
- Marcus Mumford zusammen mit Laura Marling, Paris, 19.04.08




 

Konzerttagebuch © 2010

Blogger Templates by Splashy Templates