Donnerstag, 6. Mai 2010

Heligoland & Lightning Dust, Paris, 05.05.10


Konzert: Heligoland & Lightning Dust

Ort: Le Scopitone, Paris

Datum: 05.05.2010

Zuschauer: mittlere Auslastung



Die Location: Die ehemalige Yuppie-Hochburg namens Paris Paris ist seit etwa einem Jahr von den Alternativen in Beschlag genommen worden und heißt nun Le Scopitone. Trotzdem ist das Pariser Indiepublikum skeptisch und mag den Laden immer noch nicht sonderlich. Er gilt als zu clean, zu modern, zu kalt. An den Vorbehalten ist was dran, aber wenn man sich ein Plätzchen auf den ledernden Clubsesseln ergattern kann, sitzt man hier königlich. Und der Sound ist nicht übel! Seien wir also froh, daß es das Scopitone gibt, in der französischen Metropole fehlen nämlich Auftrittsorte für Indiekapellen an allen Ecken und Enden.

Die Bands des heutigen Abends

Heligoland: Eine meiner Lieblingsbands und zwar weltweit! Die Australier mit Wohnsitz Paris haben mir schon in der Vergangenheit berauschende Konzerte bereitet, aber das hier im Scopitone schoß gänzlich den Vogel ab! Die schönsten und melodiösesten Gitarren aller Zeiten (lasst mich doch ruhig mal schwärmen!) erfüllten jeden einzelnen Winkel des Raums und ich schwebte gedanklich turmhoch über den Dächern der Stadt. Angeführt von der riesengroßen Sängerin Karen Vogt (mindestens 1, 85 lang) mit der sinnlichen und umwerfend hübschen Stimme, bot die fünfköpfige Band eine dreiviertel Stunde lang Shoegaze/Dream Pop wie aus dem Lehrbuch. Gitarrist Dave Olliffe, der solo auch schon zusammen mit Frédéric D. Oberland in unserem Wohnzimmer musiziert hat (Vorgruppe Arborea), ist nicht nur einer der nettesten Burschen, den ich in den letzten Jahren getroffen habe, sondern auch ein sensationeller Musiker. Aus seiner Elektrischen schien süßester Nektar zu fließen, der mich stärker euphorisierte als drei Flaschen Schampus es hätten tun können. Wahnsinn! Der helle Wahnsinn! Ich hätte vor lauter Glücksgefühlen himmelhoch jauchzen können! Gegen die unverschämt packenden Songs war wahrlich kein Kraut gewachsen. Angefixt wie ein Junkie, ergötzte ich mich vor allem an den neuen Songs, die in diesem Jahr endlich auf den dritten Longplayer der sympathischen Truppe gebannt werden. Das tolle Cover I'm In Love With A German Filmstar wird leider nicht drauf sein, dafür aber etliche andere Kracher wie Kiss Kiss oder Landscape. Es ist eines der Alben, das ich für 2010 am sehnlichsten erwarte. Heligoland sind ganz mein Wetter, die drücken bei mir genau die richtigen Knöpfe. Toll, toll, toll!!!

Setlist Heligoland, Le Scopitone, Paris:

01: A Year Without
02: Kiss Kiss
03: Nearness
04: Speedy
05: Landscape
06: I'm In Love With A German Filmstar (The Passions Cover)
07: Cabo de Gata

Lightning Dust: Bei der kanadischen Band gingen die Meinungen hinterher zum Teil weit auseinander. Ein paar Besucher äußerten sich sehr kritisch und konnten mit dem Gebotenen nicht viel anfangen. Als man aber mich fragte, wie es mir gefallen habe , antwotete ich ohne Zögern: gut! Ich mochte die brüchige Stimme von Amber Webber sehr und auch das Orgelspiel von Joshua Wells fand ich inspiriert und stimmungsvoll. Ich hatte die beiden schon einmal als Mitglieder der psychedelischen Rockband Black Mountain live in der Pariser Maroquinerie gesehen und in eben jenem Club hatten Lightning Dust vor ein paar Monaten auch ihr erstes Konzert in der französischen Kapitale gegeben. Heute also ihr zweiter Paris Gig und den bestritten sie nicht nur als Duo, sondern zu viert. Das Mädchen mit dem Karohemd, das Background Vocals beisteuerte und auch manchmal am Bass zupfte, war unschwer als Schwester von Amber zu identifizieren, sie heißt Ashley. Im Hintergrund agierte auch noch ein Kerl mit Brille und Mütze hinter einem Apple Laptop, der zuweilen auch Schlagzeug spielte. Dieses Quartett kredenzte eine interessante Mischung aus Folk, Elektropop, Trip Hop und Dreampop. Manchmal erinnerte mich das Ganze an Beach House, ansonsten aber war das schon sehr eigen. Die Songs lebten stark von der auf wundersame Weise vibrierenden Stimme von Amber, bekamen durch das flotte Piano/Orgelspiel von Joshua aber erst den richtigen Pfiff. Never Seen war einer meiner Favoriten. Luftig leicht, melancholisch und mit psychedelischer Duftnote versehen. Ein Zungenschnalzer! Aber auch das folkigere und an Mazzy Star erinnernde Highway kam richtig gut rüber. Wenn es etwas zu bemängeln gab, dann vielleicht die Abmischung. Manchmal ging Ambers tolle Stimme unter dem Pluckersound etwas unter und ihre Gitarre war auch nicht immer optimal verstärkt. Bei den letzten drei Liedern wurde es dann basslastiger und Ambers Schwester Ashley bekam etwas mehr Arbeit. Abwechslungsreich war es auf alle Fälle und vielleicht konnten deshalb einfach ein paar Zuschauer den Stil nicht zuordnen. Traditionelle Folkfans moserten und die Shoegazer im Saale, die für Heligoland gekommen waren, verstanden auch nur Bahnhof. Egal, toll wars trotzdem. Meine Meinung zählt. Basta! :-)

Setlist Lightning Dust, Le Scopitone, Paris

01:Take Me Back
02: Antonia Jane
03: Dreamer
04: I Knew
05: History
06: Highway
07: Never Seen
08: When You Go
09: Take It Home
10: The Times



 

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