Dienstag, 8. Dezember 2009

Slaraffenland & Neon Indian, Paris, 07.12.09


Konzert: Slaraffenland & Neon Indian (Fisheye Show # 2)

Ort: Espace B, Paris
Datum: 07.12.2009
Zuschauer: etwa 150



Dänemark ist in musikalischer Hinsicht ein sehr kreatives Land*. Neben den etablierten Platzhirschen Efterklang und Under Byen machen nun auch verstärkt zwei andere Bands von sich reden. Choir of Young Believers und Slaraffenland. Letzgenannte waren kürzlich u.a. in Berlin und Rostock (nachdem sie bereits im November mit der Akron/Family durch Deutschland getourt waren) und beehrten heute das Pariser Espace B.

Ohne mich vorher mit Slaraffenland näher beschäftigt zu haben, ging ich instinktiv davon aus, daß sie so ähnlich wie Efterklang klingen würden. Hinterher wußte ich: Sie klingen in der Tat so ähnlich wie Efterklang! Aber es gibt auch Unterschiede. So findet man bei Slaraffenland schon einmal keine Geige, ein wichtiger Bestandteil ihrer bekannteren Konkurrenz. Dafür aber eine Posaune, die es bei Efterklang nicht gibt. Zudem existiert auch weit und breit keine Frau in der Band, so daß man von einer reinen "Boygroup" sprechen kann. Björn, Christian, Jeppe, Niklas und Mike sind alte Freunde aus Kindheitstagen und im Falle von Christian und Mike sogar Zwillinge. Sie haben sich 2002 gegründet und inzwischen 3 Alben und drei EPs auf ihrer Habenseite. Heute boten sie viele Songs vom aktuellen Werk We're On Your Side, das ich mir hinterher zugelegt habe. Auf dem Opus mit dem feinen Artwork finden sich viele Perlen, die man unter die Begriffe Post Rock, Experimental, oder auch Free Jazz einordnen könnte. Aber von dererlei Genrezuordnungen sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn We're On Your Side ist kein ungenießbarer Kram ohne Struktur und roten Faden. Vielmehr haben wir es mit euphorisierenden, heroisch und bisweilen tribalisch daherkommenden Liedern zu tun, die ihre volle Blüte sicherlich erst beim 10. Hördurchlauf entfalten. Ein direkter und eingängiger Hit ist ihnen aber mit der hypnotischen Singelauskopplung Meet And Greet gelungen und auch Open Your Eyes nistet sich schon ziemlich rasch tief in die Gehörgänge ein. Von einem älteren Album muß unbedingt Polaroids genannt werden, das von einer typisch skandinavischen Melancholie durchzogen ist.

Und witzig anzusehen sind sie auch, die Burschen von Slaraffenland. Mit T-Shirts mit Skelett Aufdruck bekleidet und vor einem Dekor aus falschen Pflanzen spielend (man fühlte sich irgendwie wie in einer Weinstube an der Mosel), hopsten die Kerle teilweise wie wild durch die Gegend und schlugen auch auf alles ein, was Krach macht.
Am Ende wurde ich sogar kurzfristig zum Bandmitglied befördert und durfte mit dem Drumstick auf ein Tambourin einprügeln. Das machte riesigen Spaß und an den begeisterten Reaktionen der Zuschauer war abzulesen, daß sich kaum jemand gelangweilt haben dürfte.

Toll!


Mies waren hingegen die Amis Neon Indian, die einen scheußlichen 80 er Jahre Synthie-Sound mit psychedelischen Elementen kredenzten, aber dennoch einigen Besucher gut gefielen. Warum weiß ich auch nicht. Vieles erinnerte an MGMT (igitt) oder auch neue Acts wie Chairlift, Gang Gang Dance oder Yacht, die mich ebenfalls nicht interessieren. Falls ihr auf anderen Blogs lesen solltet, daß Neon Indian super sind, einfach ignorieren. Den guten Geschmack haben wir auf dem Konzerttagebuch gepachtet. Oder so.

Setlist Slaraffenland, Espace B, Paris:

01: I'm A Machine
02:Hunting
03: Polaroids
04: Long Gone
05: Meet And Greet
06: Open Your Eyes
07: You Win
08: Postcard

09: Away

* Wikipedia hält sogar (hier!) eine alphabetische Liste mit dänischen Bands bereit. Ein paar richtig gute habe ich unterschlagen. Denn auch die Figurines und die Raveonettes sind toll, Mew zumindest erwähnenswert und The Kissaway Trail einfach fabelhaft! Slaraffenland fehlen in dieser eigentlich sehr umfassenden Aufzählung.



 

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