Freitag, 10. April 2009

The Whitest Boy Alive, Düsseldorf, 09.04.09


Konzert: The Whitest Boy Alive (& The New Wine)
Ort: zakk, Düsseldorf
Datum: 09.04.2009
Zuschauer: 800 - 900 (ausverkauft)
Dauer: The Whitest Boy Alive 90 min, The New Wine 30 min


2009 wird als das Jahr der Reunions in die Musikgeschichte eingehen. Faith No More, Blink Dingsbums, Skunk Anansie, Michael Jackson und Bubbles, die Specials, Guano Apes, Limp Bizkit, die halben Beatles scheinen sich sicher zu sein, Stone Roses, und Libertines zieren sich noch. Zwischen diesen nur zum Teil erfreulichen Wiedervereinigungen stechen zwei Comebacks heraus: zum einen natürlich Blur, die ich im Sommer zweimal sehen werde (bei ihrer offiziellen Reunion am 3. Juli im Hydepark und beim Zusatzkonzert am Tag vorher...). Und zum anderen The Whitest Boy Alive, die Band um den Norweger Erlend Øye, der vor kurzem ausgestiegen war, um sich wenig später mit seiner Gruppe wieder zusammen zu tun.

Im Rahmen ihrer Vereinigungs-Tour gastierten The Whitest Boy Alive an Gründonnerstag im zakk in Düsseldorf. Die Hauptstadt NRWs ist für mich als Wäregernkölner außerhalb der üblichen Konzertwahrnehmung. Nur sehr selten hatte ich bisher Konzerte dort gesehen, das zakk kannte ich zum ungläubigen Erstaunen meiner Konzertbegleiter bisher nicht. Dabei ist der Club wirklich sehenswert und herrlich angenehm. Der Saal scheint breiter als lang und wirkt dadurch luftig. Oder fluffig, wenn wir ein Kochblog wären.

Um neun war es noch nicht schrecklich voll; viele nutzten den lauen Frühlingsabend noch zum Rauchen außerhalb. Und die verpassten dann eine sehr hörenswerte Vorgruppe. Bei meiner einen bisherigen Beinahebegegnung mit The Whitest Boy Alive (in dem kleinen Gebäude beim Melt! Desaster, in das 20.000 reinwollten aber nur 1.000 reinkonnten, koordiniert von vorsichtig ausgedrückt heimatverbundenen Sicherheitskräften) hatte ich Erlend zumindest kurz live gesehen. Er sagte da die Band Kakkmaddafakka an. Dieser schöne Sitte kam er auch im zakk nach. Bevor The New Wine auf die Bühne kamen, erschien der schlacksige Sänger und kündigte seine Bergener Landsleute an. Wir sollten allerdings gewarnt
sein, die Band habe sich in den Tagen vorher an fremdländischen Essen den Magen verdorben, in der Schweiz. Wenn einer der Musiker umfalle, sei das Konzert sofort beendet!

Es ging aber alles gut; sehr gut sogar, denn The New Wine (aka Federweißer) lieferten einen sehr ordentlichen Auftritt. Ihre Nähe zu The Whitest Boy Alive war unverkennbar, sowohl Instrumentierung als auch Stil glichen der Berliner Band auffallend. Aber wieso sollte das schlecht sein, "similar artists" vorher auf die Bühne zu schicken. The New Wine sorgten mit ihrer Version tanzbaren und funkigen Indie-Pops für ausgezeichnete Stimmung und für einen wirklich guten Eindruck bei mir. Die vier
Bergener machten viel Spaß! Und sie hielten durch, keiner kippte um. Sie konnten also die kompletten 30 Minuten durchspielen. Bassist Johan Hatleskog ging allerdings nicht mit einer Flasche oder einem Glas von der Bühne, er hatte eine kleine Müslischüssel in der Hand - vermutlich mit Haferschleim!

Nach den ersten Norwegern füllte sich der Saal schnell. Aber obwohl ausverkauft war es alles andere als unangenehm zugestopft. Kurz vor halb zehn stellte bzw. setzte sich dann die Hauptgruppe an die kaum umgebauten Plätze. Nur kleinere Umbauten waren nötig gewesen.

Wie üblich war der Opener der Platte das erste Lied des Konzerts.* Keep a secret ist eines der tollsten Stücke von Rules, der zweiten Platte des Quartetts. Und es ist
typisch für die Musik von Whitest Boy Alive, für die alternative Tanzmusik mit den wie selten sonst dominierenden Instrumenten Bass und Schlagzeug. Erlend spielt zwar häufig Gitarre, die ist aber bei weitem nicht so wichtig wie sein Gesang oder die Rhythmus gebenden Instrumente. Der Bass schien mir live allerdings weniger laut zu sein als auf Platte. Aber das tat absolut nicht weh. Auch die abgewandelten Versionen der Lieder im Vergleich zu den Albumsachen, die vielen Übergänge, machten das Konzert natürlich eher spannender als enttäuschend.

Anfangs kamen nur Lieder vom diesjährigen Album. Erst das siebte Stück Above you stammte vom Debüt Dreams. Während bis auf Timebomb und Rollercoaster ride alle Songs von Rules gespielt wurden, spielte die erste Platte eine merklich untergeordnete Rolle. Dabei stammte das große Highlight des Abends vom Erstling.
Denn trotz des homogen guten Konzerts leuchtete für mich Burning besonders hell. Das Lied ist toll, keine Frage! Aber mittendrin wechselten die vier recht nerdig-aussehenden Musiker ihre Instrumente, ohne daß ein Bruch zu merken gewesen wäre! Irre! Erlend ging zu Keyboarder Daniel, der zog sich die Gitarre um, der Sänger setzte sich an die Pianos. Bassist Marcin griff sich Ersatz Drumsticks, gabe Trommler Sebastian den Bass und trommelte dabei schon den Rhythmus. Daniel sagte hinterher, daß das Premiere gewesen sei. Und was für eine! Von der Selbstironie und Lockerheit sollten sich all die Mando Diaos dieser Welt fette Scheiben abschneiden, es stünde ihnen!

Auch Erlends Tanzeinlagen sind köstlich! Ab und zu stieg er auf ein Podest und zappelte da, ruderte mit seinen langen dünnen Armen.

Mit Fireworks endete nach etwa einer Stunde der normale Teil des Konzerts.
Während die anderen nach dem Lied von der Bühne gingen, blieb Keyboarder Daniel ein wenig fassungslos, dann aber laut lachend zurück. Irgendwie war der weitere Verlauf wohl anders abgesprochen gewesen. Noch immer lachend ging auch er backstage. Kurz später öffnete sich der Vorhang wieder. Es kamen aber nicht The Whitest Boy Alive zurück, The New Wine begannen wie selbstverständlich die erste Zugabe - Golden cage - dann aber schnell begleitet von den anderen vier Musikern. Beide Bands spielten das Lied zu Ende, erst dann war der Arbeitstag der blutjungen Supportgruppe beendet.

Während der dritten Zugabe, einem Instrumentalstück, zu dem Erlend nur ab und zu
"Oh Oh" sang, zertrümmerte Daniel noch eines der vielen Percussion-Instrumente, eine Rassel, die er ein wenig zu feste auf sein Keyboard schlug.

Diese vielen kleinen Soundeffekte (wenn sie ganz blieben), machten eine Menge des Charmes des Konzerts aus. Schlagzeuger Sebastian legte dauernd irgendetwas auf seine Instrumente, eine Kette, zusätzliche Becken... herrlich!

Nach den ersten drei Zugaben tauchten die Vier noch einmal auf und spielten ihr Robin S. Cover
Show me love, und ein zweites kurzes Instrumentalstück. Es war toll! Anderthalb Stunden beste Tanzmusik mit einer sehr sympathischen Band! Kein Wunder, daß die meisten der kommenden Konzerte ausverkauft sind. Solltet ihr trotzdem eine Chance habe... hingehen!

Setlist The Whitest Boy Alive, zakk, Düsseldorf:

01: Keep a secret
02: High on the heels
03: Dead end
04: Intentions
05: Promise less or do more
06: Gravity
07: Above you
08: Burning
09: Courage
10: Island
11: U don't know me (Armand van Helden Cover)
12: Inflation
13: Fireworks

14: Golden cage (Z) (mit The New Wine)
15: 1517 (Z)
16: ? (Z)

17: Show me love (Robin S. Cover) (Z)
18: instr. (Z)

Links:

- mehr Fotos


* bei aller üblichen Bescheidenheit erlaube ich mir als Entdecker dieses Phänomens, es künftig das Christophsche Gesetz zu nennen.





3 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

ahhh, also waren das cover? und ich dachte schon, wieso ich die songs kenne, aber irgendwie doch nicht kenne... peinlich.
haha, lustig, the whitest boy alive sind sich wohl selber ihrer setlist nicht so sehr sicher... das steht nämlich auf der offiziellen drauf (die ich vom keyboarder persönlich ausgehändigt bekommen habe, danke nochmal dafür!):

keep a secret
high on the heels
dead end
intentions
promise less
gravity
above you
burning
courage
island
you don't know me
inflation electronic
fireworks

don't give up

1517
robinS (also das show me love-cover)
timebomb
golden cage

also könnte das fragezeichen don't give up, timebomb oder eben noch ein cover sein. ist alles drei möglich, weil ich inflation und fireworks am anfang auch nicht wirklich erkannt hatte (und golden cage klang ja mal total nach dem fred falke-remix, superklasse!!). war aber ansonsten ein wirklich SEHR gutes konzert!

Christoph hat gesagt…

Nein, gar nicht peinlich! Ich kannte U don't know me auch nicht. Nur dank Notizen und You tube habe ich das gefunden.

Don't give up und Timebomb haben sie nicht gespielt, da bin ich sehr sicher. Und das Fragezeichendings war nur ein Instrumentalstück, bei denen Erlend nur "oh oh oh" gesungen hat. Keine Ahnung, was das war...

E. hat gesagt…

die "*"- behauptung hätte ich doch gern empirisch belegt, christoph. ich habe die band leider verpasst. ein schöner bericht!

 

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