Freitag, 31. Oktober 2008

Koko von Napoo & Sheraff, Paris, 29.10.08

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Konzert: Koko von Napoo & Sheraff (Soirée Custom)

Ort: Le Nouveau Casino, Paris

Datum: 29.10.2008

Zuschauer: mittlere Auslastung
Konzertdauer: jeweils circa. 40 Minuten



Als ich ins Nouveau Casino eintrete, haben die drei Mädels und der eine Junge von Koko von Nappo gerade schon begonnen. Die Kulturzeitschrift Les Inrockuptibles organisiert seit ein paar Monaten eine neue Konzertreihe (neben dem bereits etablierten Inrocks Indie Club in der Maroquinerie, über den ich bereits oft hier berichtet habe), die sogenannten Soirées Custom. Pro Abend werden mindestens drei Bands ins Nouveau Casino eingeladen, zwischen denen es in musikalischer Hinsicht aber oft keinen besonderen Zusammenhang gibt. Gäste waren bisher u.a. Get Cape Wear Cape Fly, Jamie Lidell, Midnight Juggernaughts, The Little Ones, Das Pop. Auch Santogold stand bereits einmal auf dem Programm, aber die aufstrebende Sängerin sagte damals kurzfristig ab.

Heute waren nun Anoraak, Koko Von Napoo und Sheraff geladen, allesamt französische Bands, die aber lieber auf englisch singen.

Anoraak, die mir nichts sagten, hatte ich verpasst, aber für die Bands, zu denen ich kommen wollte, war ich pünktlich genug.

Über Koko von Napoo habe ich an dieser Stelle bereits oft berichtet, deshalb hier in der gebotenen Kürze nur das Wichtigste: Es gibt ein neues Lied im Programm und das ist ausnahmsweise auf französisch geschrieben worden. Platine (zu deutsch:Plattenspieler), so der zumindest vorläufige Name, trägt die typische Handschrift der Pariserinnen. Waviger Elektropop mit starkem 80ies-Einschlag und einer catchy Melodie. Keine Frage, die Band hat Hits zu bieten und schert sich auch nicht darum, daß eine gewisse trashige Note dabei ist! Die Bandmitglieder stehen dazu, daß sie ab und zu gerne recht peinlichen Kram aus den 80ern hören, wie.z.B: Samantha Fox, Sabrina, Valerie Dore und Italo-Disco Kram. Natürlich wird das ganze auf die Schippe genommen und mit der eigenen Duftnote versehen. Man nimmt sich von den sogenannten "Guilty pleasures" (Lieder aus den Mainstream- Charts, die man unter der Dusche pfeift und insgeheim ein wenig mag, sich aber dafür schämt) nur die eingängigen Melodien und verwandelt das Ganze in eine fetzige Indie-Version. Polly beispielsweise ist ein solcher Hit. Unverschämt ohrwurmig und mit sphärischen Synthie-Klängen und einem wavigen Bass versehen. Eine starke Nummer, die es bald auf Vinyl-Single geben wird. Auf der Rückseite (keine B - sondern Doppel A-Seite!) wird das schrammelige Agence Blady Trailer sein, ein cooler Song, den man inzwischen auch auf der MySpace Seite anhören kann.

Macht davon Gebrauch und freut Euch wie ich auf das Album, das 2009 erscheinen soll!

Danach kamen die Raubeine von Sheraff zum Zuge, vier heißblütige, gutaussehende Rocker, die besonders bei dem weiblichen Publikum gut ankommen. Ihr Stil, fetziger Garagenrock im Geiste von Bands wie Jet, The Datsuns, The Vines und The Hives, mag zwar im Jahre 2008 nicht mehr unbedingt wahnsinnig angesagt sein, aber Spaß macht er trotzdem. Da wird von Anfang bis Ende wie Hölle gerockt und nie der Fuß vom Gaspedal genommen. Der kurzgeschorene Sänger Ben ist ein besonders wilder Hund, in ihm steckt Adrenalin pur und seine Posen sind bereits jetzt äußerst professionnell. Mit ihrem wuchtigen Sound qualifizieren sich die Pariser als Vorbands ihrer Idole. Ich kann mir gut vorstellen, daß sie in Zukunft einmal für die Queens Of The Stone Ages, Datsun, oder The Hives eröffnen dürfen. Im Stadion werden sie ohnehin schon bald angekommen sein, obwohl ihr Sound nach wie vor schrammelig und keine Spur glattpoliert ist. Sie werden nämlich am 6. November im Pariser Zénith als Vorgruppe der noch deutlich jüngeren BB Brunes auflaufen!



Gonzales, Paris,30.10.08

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Konzert: Gonzales (Housse De Racket Album Release Party)
Ort: Regine's (Le Regine), Paris
Datum: Nacht vom 29.10. auf den 30.10.2008 (Gonzales begann erst um 1 in der Früh, also eigentlich 30.10.)
Zuschauer: etwa 250-300
Konzertdauer: ca. 45 Minuten



Eigentlich war ich für einen Gästelistenplatz zum Konzert von Housse de Racket in der Pariser Boule Noire vorgemerkt, aber daraus wurde letztlich nichts. Ich landete schließlich im Nouveau Casino, wo unter anderem Koko von Napoo spielten. Und die netten Mädels von Koko (auf den ersten beiden Fotos sind Drummerin Faust und zwei sympathische Freundinnen von ihr zu sehen) wiederum waren für ein DJ Set in der Disco Regine's eingeplant, wo eine Aftershow anläßlich des Erscheinen des Albums Fourty Love von Housse de Racket stattfand.

Beginnen sollte die Party bei Regine's um 23 Uhr 30 und neben DJs, zu denen unter anderem Jean Benoit Dunckel von Air und die vor allem in England sehr erfolgreiche Pariser Band The Teenagers gehörten, war der Kandier Gonzales der Stargast des Abends.

Erst einmal musste ich aber vom Nouveau Casino zu Le Regine kommen. Der Laden sagte mir nichts, ich hatte lediglich den Namen kürzlich einmal aufgeschnappt. Rue de Ponthieu im vornehmen 8. Arrondissement, die Lage ließ auf einen Schicki-Micki-Club schließen. Nicht meine Welt! Aber neugierig bin ich halt eben auch...

Ich nahm die Metro bis Opera, um Kosten zu sparen und schnappte mir dann ein Taxi, damit ich nicht nachts durch Paris rumirre wie so ein Landei. Der farbige Taxifahrer weiß sofort Bescheid, als ich ihm den Namen durchgebe. "Regine's, klar weiß ich wie es da hin geht! Das ist ein ganz bekannter Schuppen, geleitet von einer Frau (Regine eben,logisch!), man nennt sie die Reine de la nuit (die Königin der Nacht)!" Der Chauffeur wird ganz ehrfürchtig, als er das erwähnt. Die Königin der Nacht?, "na das kann ja heiter werden!", denke ich insgeheim völlig unbeeindruckt, heuchle aber Interesse. Mein Fahrer kommt so richtig in Schwung: "Die ist weltbekannt, die hat Diskotheken in der ganzen Welt, in New York, Miami, Tokyo usw. und sofort, wussten sie das denn nicht?" Als ich verneine, hält er mich glaube ich für einen schlechtinformierten Provinzler. Mir ist dieser blöde Schuppen so etwas von wurscht, aber erstens will ich ein paar mir bekannte Pariser Musiker treffen und zweitens will ich da jetzt auch mal rein. Dann kann ich demnächst den Coolen raushängen lassen. "Regine's? Kenn ich, ist aber doof!", solche Sprüche kann ich dann bringen, falls ich mal irgendwann jemanden treffen sollte, der da mal hin will, oder sich damit brüsten will, daß er den In-Laden kennt (beides eher unwahrscheinlich).

Kurz bevor wir ankommen, gibt mein Taxifahrer aber noch zu Bedenken, daß diese Regine verdammt alt geworden sei, bestimmt 80 und inzwischen recht müde und der Feierei überdrüssig. Ich nehme das zur Kenntnis, bedanke mich für die Infos und reihe mich in die Schlange der Wartenden ein. Man hatte mir gesagt, daß es kein Problem sei reinzukommen, wenn man früh genug da ist. Anscheinend bin ich aber schon zu spät! Verdammt junge Mädchen mit verdammt hohen Absätzen, stehen mit ihren kurzen Röckchen Zigarette rauchend vor dem Einlasser und bibbern, weil es inzwischen ziemlich kalt in Paris geworden ist. Die frühreifen Dinger kommen aber problemlos rein, weil hübsche Mädchen in Discos weltweit gern gesehen sind. Schwieriger wird es, wenn man männlich ist und kein Aas kennt, das einem Einlass in den Freudentempel verschaffen kann. Ich habe also ein Problem. Obwohl, eigentlich auch wieder nicht, denn mir ist es letztlich piepegal, ob ich da reinkomme. Wenn nicht, komme ich halt eben früher ins Bett! Der bullige Türsteher zu dem ich inzwischen vorgedrungen bin, ignoriert mich, als sei ich Luft. Er steht gleich vor mir, würdigt mich aber keines Blicks, sondern macht nur die Kette auf, um Mädchen rauszulassen, die vor der Tür rauchen wollen. So ist das halt eben seit dem Nichtrauchergesetz, gequalmt wird draußen! Ich gucke Richtung Türe und sehe den eigentlichen Einlasser, der eine wichtige Liste in der Hand hält. Ich bin nicht drauf, soviel steht fest! Der Kerl ist vollbärtig und trägt ein Hütchen und Pferdeschwanz, er erinnert mich an Rasputin. Eigentlich ist er ganz nett,... wenn man ihn kennt! Die anderen werden ignoriert. So wie ich...

Nach circa. 20 Minuten wird es mir zu bunt. Ich schere aus und sehe dem Treiben aus Distanz zu. Man kann hier herrlich Sozialstudien machen, über jugendliches Balzverhalten und Imponiergehabe in einer auf Äußerlichkeiten fixierten Gesellschaft. Ich selbst sehe heute besonders gammlig aus, mit meinen schmutzigen Stiefeln und dem alten Bundeswehr-Parka. Der hält warm, passt aber nicht zum eleganten Look, der hier gepflegt wird. Egal!

Als ich schon innerlich beschlossen habe, die Fliege zu machen, tippt mir Laurie, der weibliche Part der Pariser Band My Girlfriend Is Better Than Yours auf die Schulter. Ich freue mich sie zu sehen, sie macht nicht nur gute Musik, sondern ist auch sehr nett. Kurze Zeit später stößt auch Olivier, der männliche Part von My Girlfriend Is Better Than Yours hinzu. Ich frage die beiden, ob sie mir helfen können, die Schwelle in den Schuppen endlich zu überschreiten und an dem Türsteher vorbeizukommen. Sie können! Kurze Zeit später bin ich drin und torkle die Treppenstufen nach unten. Überall gibt es hier Spiegel, das war in den 70er und 80er Jahren enorm angesagt. Der Club verströmt den seltsamen Charme jener unglaublich neureichen Epoche, als Champagner in Strömen floß und viel davon träumten, mal eine echte Rolex (igitt!) zu besitzen. Auch hier und heute ist von einer Finanzkrise nichts zu merken. Die Kreditkarte von Papi sitzt bei den jungen Leuten nach wie vor sehr locker und hey!, man lebt doch schließlich nur einmal!

Mit meinem Parka komme ich mir zwischen den gestylten Leuten wie ein stinkender Fischer vor, aber irgendwie ist das ja auch schon wieder cool. Circa. eine halbe Stunde später kündigt ein rundlicher, glatzköpfiger Kerl (Teki Latex, ein Popmusiker) Gonzales an. Das hat etwas von diesen merkwürdigen Boxkampfansagen bei RTL. Und auch der Star des Abends, läuft so ähnlich ein, wie einst Henry Maske, denn er trägt einen eleganten schwarzen Morgenmantel und kämmt sich erst einmal sein Haar, in dem reichlich Pommade steckt. In seinem Schlepptau kommen zwei Musiker von Housse de Racket mit auf die Bühne. Das sind nette Kerle, ich mag sie. Die Musik von Gonzales ist aber nichts für mich, obwohl er schon Scheiben von Feist produziert hat und auch für die Produktion des Debüts von Housse de Racket verantwortlich zeichnet. Schmalzlocke Gonzales spielt an seinem Flügel alte Gassenhauer, die mir eigentlich nicht gefehlt haben. Eye Of The Tiger, z.B., aber auch Stayin' Alive und Beat It von Michael Jackson (das beste Lied in dieser Liste). Das Publikum hatte er zuvor mehrfach als "Fucker" bezeichnet. Zur Beschwichtigung hatte er erklärt, dass ein "Fucker" jemand sei, der "es" tue und das sei doch positiv. Aha, wieder etwas gelernt!

Die beiden Jungs von Housse de Racket, deren Musik witzig und unterhaltsam ist, spielen hierzu ein wenig Schlagzeug und Gitarre, ich kann sie aber in dem Gedränge kaum erkennen.

Nach gut 45 Minuten ist Gonzales fertig und ich weiß nicht genau, ob der Kerl, der auch schon einmal in Berlin gelebt hat, eigentlich ziemlich cool und ein toller Entertainer ist, oder doch eher schmalzig.

Wer sich selbst in Deutschland davon ein Bild machen will, hat demnächst schon Gelgenheit dazu.

Am 24. November spielt Gonzales im Ampere in München und am 25. November im Mousonturm in Frankfurt.




Mehr Fotos von Gonzales und der Fete hier




Mittwoch, 29. Oktober 2008

Mogwai, Paris, 28.10.08

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Konzert: Mogwai (The Twilight Sad)

Ort: Casino de Paris
Datum: 28.10.2008
Zuschauer: sehr gute Auslastung
Konzertdauer: satte 106 Minuten (The Twilight Sad mickrige 28 Minuten)



Puh! Das heutige Konzert ist für mich verdammt schwierig zu beurteilen! Auch ein paar Stunden später bin ich noch hin-und hergerissen. War das jetzt famos und überaus dramatisch oder mittelmäßig und eher langweilig? Nun, eigentlich beides, denn es gab unglaublich wuchtige, hochdynamische Passagen (vor allem mit Bat Cat ganz zum Schluß, ein Hammer!), aber auch sehr langatmige und zähe Strecken.

Leichter zu beurteilen ist die Frage, ob Mogwai zu Rockstars taugen. Denn das ist mit einem klaren "nein" zu beantworten! Uncharismatischer kann man wohl kaum sein, als diese bieder aussehenden schottischen Postrocker. Wobei sich dann widerum die nächste Frage aufdrängt: Ist das nicht eigentlich schon wieder sehr sympathisch? Keine großen Posen, keiner drängt sich in den Mittelpunkt (im wahrsten Sinne des Wortes, alle Bandmitglieder waren außen oder hinten platziert), ist doch toll und allemal besser als selbstverliebte Frontleute wie Johnny Borrell oder Pete Doherty, oder etwa nicht? Hmm, ich weiß es nicht so genau...

Ich muss einfach mal darüber schlafen.

So, inzwischen habe ich eine Nacht darüber geschlafen und rolle das Geschehen des gestrigen Tages am besten noch einmal von vorne auf.

Der Abend begann gut. Eine junge Frau in der Metro hatte nämlich mein Joy Division T-Shirt entdeckt, daß Ian Curtis in einer typisch besessenen Pose zeigt und anerkennend ihren Daumen in die Höhe gehoben, so als wolle sie mir sagen: "Hey, Du musst ja ein toller Typ sein, wenn Du Joy Divison magst, gratuliere!" Sie stieg vor mir aus und wünschte mir noch einen schönen Abend. Da sage noch jemand, man müsse sich unbedingt einen Hund anschaffen, um mit Frauen ins Gespräch zu kommen!...

Mein T-Shirt hatte ich taktisch gewählt. Nach einer alten Regel, die besagt, daß das Publikum immer so aussieht wie die Band klingt, bin ich davon augegangen, daß die Besucher überwiegend in schwarz erscheinen würden. Ich lag genau richtig und witzigerweise trug nicht nur eine Frau im Publikum eine schwarze Militärkappe, sondern auch James Graham, der Sänger der schottischen Vorgruppe The Twilight Sad. An seinen Posen war ganz klar zu erkennen, daß er selbst riesiger Joy Division - Fan ist, denn die gesamte Mimik und Gestik erinnerte extrem stark an Ian Curtis. Auch die Musik war hochmelancholisch und dark, allerdings doch ein wenig gezuckerter und optimistischer als der Sound seiner und meiner Helden. The Twilight Sad hatte ich Ende letzten Jahres im Vorprogramm von Scout Niblett für mich entdeckt. Ihr Stil traf genau meinen Nerv, melodisch-melancholischer Dark-Rock mit starkem schottischem Akzent à la Malcolm Middleton, toll so etwas!

Was ich allerdings vom damaligen Konzert nicht mehr so richtig in Erinnerung hatte, war die unglaubliche Lautstärke der Schotten. Sänger James schmiss sich schon beim ersten Lied auf die Knie und kauerte dem Publikum den Rücken zugewandt vor seinem Drummer, der auf sein Instrument einprügelte wie ein Gestörter. Meine Ohren bekamen sofort mächtig etwas ab und ich fürchtete um mein Gehör. Das Problem war, daß ich keine Ohrenstöpsel dabei hatte. Und das bei einem Konzert von The Twilight Sad und Mogwai! Au Backe!

Benommen von dem (melodischen) Lärm, den tollen Liedern und der imposanten Mimik von James Graham, wurde ich in eine Art Parallelzustand versetzt. Bei den anderen Zuschauern zog das Ganze scheinbar etwas weniger. Die meisten standen nur rum und glotzten regungslos auf die Bühne. Wahrscheinlich kannten sie weder das Album Fourteen Autumns & Fourteen Winters (Ende 2007 bei Fat Cat erschienen), noch die im June 2008 veröffentlichte EP Here, It Never Snowed. Afterwards It Did. Schade, denn diese beiden Werke stecken voller sphärischer Perlen, von denen allerdings nur gerade einmal sechs an der Zahl dem Publikum serviert wurden. Der erste kleine Hit der Gruppe, That Summer, At Home I Had Become The Invisible Boy war dabei und ich glaube auch Mapped By What Surrounded Them. Besonders toll fand ich aber den Opener des Albums, Cold Days From The Birdhouse, weil dort der Sänger so richtig aus sich rausging und schrie wie ein Besessener. Klasse auch der Aufbau des Songs. Zunächst ist der Gesang fast a-capella und es gibt nur ein paar sphärische Gitaren und etwas Keyboard, bevor das Schlagzeug einsetzt und einem eine regelrechte Noise-Keule im Stile von My Bloody Valentine in die Fresse geballert wird.

"Thanks forr coming out so errly (ich versuche hier gerade den starken schottischen Akzent nachzumachen), it's a pläsure to play in Paaris again. And wee ple wis Mogwai, that's one of our feverite bands", sprach James irgendwann und das Vergnügen lag ganz auf meiner Seite, denn The Twilight Sad gehören auch zu meinen "Favorite Bands", ich finde die ganz großartig!

Dann wurde umgebaut, Setlisten am Boden befestigt und - was besonders witzig war - für jeden Musiker von Mogwai Dosenbier platziert und sofort geöffnet, um ihnen diesen Handgriff später zu ersparen. Dosenbier passt natürlich zu Fußball wie die Faust aufs Auge und aus ihrer Begeisterung für Fußball machen Mogwai kein Geheimnis. So hing an dem Drumset von Schlagzeuger Martin Bulloch wie immer ein grün-weißer Schaal, den Farben von Celtic Glasgow. Auch Aufkleber mit der schottischen Flagge auf den Marschall-Boxen waren zu sehen. Fußball, Dosenbier, Schottland, Rockmusik: Mogwai lieben es volksnah und bodenständig, da wird kein Arbeiterklischee ausgelassen. Aber da fehlt doch noch etwas? Richtig, die Weiber! Dass die raubeinigen Typen auf der Bühne auch auf freizügig bekleidete Miezen stehen, unterstrich der links postierte Bassist (bei Wikipedia als Gitarrist beschrieben, aber das Teil hatte wirklich nur vier Saiten, man kann nachzählen!) John Cummings durch einen riesigen Aufkleber mit einem fast nackten Playgirl auf seinem Arbeitsgerät.

Wer jetzt aber glaubt, die fünf Bauernlümmel da vorne würden grobschlächtige Musik machen, wie man das nach den ganzen Klischees und auch aufgrund des Äußeren der Bandmitglieder erwarten könnte (Chef Mogwai Stuart Braithwaite hat die Ausstrahlung eines ehemaligen DDR-Grenzbeamten!), irrt sich.

Vielschichtige und hochkomplexe Lieder ziehen die Schotten nämlich hoch und über den Kontrast zwischen laut und leise und langsam und schnell in ihrer Musik ist schon viel geschrieben worden. Da will ich dann auch gar nicht mehr ansetzen, denn jeder, der sich schon einmal mit Mogwai beschäftigt hat, weiß, daß auf lange, ja langatmige ruhige Phasen, in schöner Regelmäßigkeit spontane Lautstärke -und Tempowechsel folgen, die einen unwirsch aus dem Halbschlaf wecken, in den man zuvor verfallen ist.

Der Beginn des Konzerts dann ist wenig spektakulär, die ersten vier Lieder plätschern ein wenig vor sich hin, ohne daß es im Publikum zu großen Regungen kommt. Die meisten Leute bewegen sich ohnehin keinen Schritt, sondern nicken nur teils energisch mit dem Kopf, wie das bei Postrock-Konzerten so üblich ist. Wahrscheinlich könnte jemand bei "Wetten ,Daß?" auftreten und die entsprechenden Bands an dieser Nickbewegung erkennen. Ob man diesbezüglich Unterschiede zwischen Mogwai, Explosions In The Sky, A Silver Mount Zion, oder 65 Days Of Static erkennen könnte?...

Auch auf der Bühne passiert nicht viel. Die eigentlich noch recht jungen Schotten (im Schnitt ca. 32 Jahre alt), sehen mit ihrem schütternen Haar und ihren kleinen Bierplautzen schon aus wie über 40 und bewegen sich auch so. Mit Sicherheit sind das die nettesten, natürlichsten und unkompliziertesten Typen, die man sich überhaupt vorstellen kann, aber ihr Mangel an Charisma irritiert mich doch ein wenig. Und warum steht bei Mogwai eigentlich keiner in der Mitte? Jede Fußballmannschaft hat doch Mittelfeldspieler und Stürmer und nicht nur Verteidiger und Ausputzer, warum ist das bei den Fußballnarren aus Glasgow anders? Irgendwie fehlt hier ein brillianter Individualist neben diesen ganzen Teamplayern, die mannschaftsdienlich spielen. Jemand, der die Tore macht. Ein Sänger um es auf den Punkt zu bringen. Oder eigentlich gerade nicht? Macht nicht der fehlende Gesang gerade erst den Reiz und die Dramatik der Kompositionen von Mogwai aus? Eingefleischte Fans der Band werden mit Sicherheit sagen, daß man sich die Texte im Kopf selbst ausdenken und seine eigene Phantasie bemühen soll. Also schließe ich die Augen und versuche als Reaktion auf die Musik, Bilder im Kopfe enstehen zu lassen. Das gelingt mir nicht so richtig, weil mir zu heiß ist und die Füße schmerzen. Deshalb beobachte ich lieber eine blauäugige Schönheit links neben mir. Die Süße hat glasklare Augen, wie ein Husky. Sie wippt energisch zu den Rhythmen mit, die gespielt werden. Das gefällt mir und ist fürs Auge allemal attraktiver als die Burschen von Mogwai anzuklotzen. Auf der Bühne geht eh nichts ab, die Glasgower könnten auch hinter einem Vorhang spielen. Die einzige Abwechslung bietet ein Laptop, auf dem Bilder von Fußballmatches von Celtic Glasgow zu sehen sind, was auch sonst! Mit Friend Of The Night vom Vorgängeralbum Mr. Beast kommt aber endlich etwas mehr Beweging ins Publikum rein. Ein melodisches, ein schönes Stück! Auch der Liveklassiker Hunted By A Freak wird sehr gut aufgenommen. Hierzu setzt sich Gitarrist Barry Burns hinter das Piano und bedient sich eines sogenannten Vocoders, der seine Stimme verzerrt. Es wird neben einem anderen Song auf dem Stuart Braithwaite Worte ins Mikro flüstert, das einzige Lied bleiben, indem so etwas ähnliches wie Gesang zu hören ist. Auf dem aktuellen Album The Hawk Is Howling findet man nichts dergleichen, alles ist instrumental gehalten. Eines der Highlights von diesem Werk kommt in der Form von I Love You I'm Going To Blow Up Your School. Zunächst verhalten startend, verdichtet sich der Titel zu einem komplexen Schocker, der irgendwann explodiert. Noch genialer sind aber die Zugaben. Bei Like Herod wird über etliche Minuten hinweg eine irre Spannung aufgebaut, die sich in einem dramtischen Finale entlädt. Allein dafür hat sich letztlich die Eintrittskarte gelohnt, mangelndes körperliches Engagement der Musiker hin oder her! Absoluter Hammer ist aber der Schlusstrack Bat Cat! Das ist fast schon instrumentaler Heavy Metal, aber ohne die fiesen langen Haare und die banalen Riffs. Ein Meisterwerk allererster Güte, der mich versöhnlich stimmt und dafür sorgt, daß ich das Konzert insgesamt als gelungen bezeichnen kann. Und irgendwie geht eine seltsame Faszination von Mogwai aus, die sich schwerlich in Worte fassen lässt. Gut möglich, daß man in 10 oder 20 Jahren rückblickend von einer der besten Bands der Musikgeschichte sprechen wird, denn die Lieder sind so komplex und vielschichtig, daß man bei jedem neuen Hördurchgang neue interessante Facetten erkennen kann. Ich bleibe am Ball, wie man beim Fußball sagt, denn Mogwai sind letztlich...geil!

Links:

- Mehr Fotos von The Twilight Sad hier
- Videoclip That Summer, At Home I Had Become The Invisible Boy
- Video And She Would Darken The Memory live
- Cold Days From The Birdhouse live
- mehr Photos von Mogwai hier

Setlist Mogwai, Casino de Paris, Paris:

01: Yes! I Am A Long Way From Home
02: The Precipice
03: XMas Steps
04: Scotland's Shame
05: Friend Of The Night
06: Hunted By A Freak
07: I'm Jim Morrisson, I'm Dead
08: Thank You Space Expert
09: Secret Pint
10: I Love You, I'm Going To Blow Up Your School
11: Two Rights Make One Wrong
12: Helicon 1

13: Like Herod
14: Bat Cat




Dienstag, 28. Oktober 2008

Coming Soon, Paris, 27.10.08

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Konzert: Coming Soon (The Wave Pictures)
Ort: Café de la danse
Datum: 27.10.2008
Zuschauer: viele
Konzertdauer: Wave Pictures gut 30 Minuten, Coming Soon gut 70 Minuten



Und weil es so schön war gestern, heute noch einmal Coming Soon!

Ein wichtiger Grund heute erneut im Café de la Danse zu erscheinen, war allerdings auch die Vorgruppe. The Wave Pictures wurden unlängst von Lisa Li Lund als die beste Band der Welt bezeichnet und wenn Lisa das sagt muß das doch stimmen, oder?

Aber halt! Wer ist denn überhaupt Lisa Li Lund ? Nun, wenn ich sage, daß es sich um die Schwester von David-Ivar und André Herman Düne handelt, stimmt das zwar, reduziert die Künstlerin aber auf die ungeliebte Rolle der kleinen Schwester von bereits bekannten Musikern.

Also, sagen wir es lieber so, Lisa Li Lund ist eine junge aufstrebende Künstlerin mit einer sehr hübschen Stimme, die ihren eigenen Weg verfolgt und erst kürzlich ein Album zusammen mit der französischen Band French Cowboy auf den Markt gebracht hat.

Und da Lisa eine Freundin von den Wave Pictures ist und schon mit dem Trio auf Tour war, durfte sie auch zusammen mit den Londonern bei ein paar Liedern mitzwitschern.

The Wave Pictures waren erst vor ein paar Wochen in Paris, als sie nämlich am gleichen Abend wie die Rascals in der Flèche d'or auftraten. Ich hatte ihr kurzes Set aber nicht mehr mitbekommen, weil mich damals meine Müdigkeit und das unglaubliche Gedränge in dem Laden nach Hause getrieben hatten.

Heute also die Chance, Versäumtes nachzuholen und mein frühes Erscheinen im Café de la Danse sollte sich als lohnend herausstellen! Die dreiköpfige Band um den semmelblonden Sänger und Gitarristen David Tattersall bot nämlich sehr charmanten englischen Indierock, der an tolle Gruppen wie The Coral, The Smiths, Suede und auch an Richard Hawley und Findlay Brown erinnerte. Zudem hatte der Sänger ein Timbre in der Stimme, das nicht weit von legendären Größen wie Roy Orbison oder Jonathan Richman entfernt war. Schließlich haben die Jungs auch schon mit Jeffrey Lewis, Herman Düne und den Mountain Ghosts zusammengearbeitet und Platten aufgenommen, was man an der ein oder anderen Stelle heraushören konnte.

Vor kurzem ist nun das Album Instant Coffee Baby herausgekommen und davon stammten dann logischerweise die meisten Lieder des heutigen Sets. I Love You Like A Madman begeisterte mit unverschämt melodischem Retro-Sound, wie überhaupt alles einen herrlich altmodischen Charme hatte. Sänger David Tattersall besitzt eine Stimme, die aus einem anderen Jahrzehnt zu stammen scheint, sieht aber eigentlich noch sehr jung aus, obwohl er schon seit 1998 aktiv ist. Wenn er Balladen sang, guckte er mit seinen verträumten Augen immer Löcher in die Luft und wirkte ein wenig wie ein braves Kommunionskind. Aber er kann mit seiner Band auch Dampf machen und dann wurde es besonders gut. Strange Fruit For David ist dafür ein hervorragendes Beispiel. Hier wurden die Zügel losgelassen und ich und ein paar andere Leute wippten beschwingt zu den flotten Rhytmen und den tollen Texten ("I'm a tennis player, playing on both sides of the net") mit.

Als dann noch Lisa Li Lund hinzustieß und ihr bezaubernstes Lächeln aufsetzte, war meine Begeisterung perfekt. Es kam eine richtige kleine Party in Gang, zu der auch noch die Mitglieder von Coming Soon und die Französin Freschard geladen wurden. Selten hat eine Vorgruppe soviel Schwung und gute Laune verbreitet!

Es war also genau richtig, Karten für beide Konzert-Abende von Coming Soon zu buchen!

Und die blutjungen Headliner waren auch heute in Form! Aber was war eigentlich anders als gestern? Nun, abgesehen davon daß der baumlange Sänger Howard Hughes heute einen weißen Cowboy-Hut trug (am Vortag war es ein schwarzer) und auch die bildhübsche Klarinettistin etwas anderes anhatt, gab es heute die zusätzliche Unterstützung von der oben zitierten Lisa Li Lund, die neben den bereits am Sonntag anwesenden Freschard und Stanley Brinks, im Background mitsang-und tanzte. Bei Stanley hatte sich allerdings nicht viel geändert, auch heute rauchte er auf der Bühne wieder wie ein Schlot und wenn er einmal ein Zigarettenpäuschen einlegte, blies er neben Mary Salomé in sein Klezmer-Teil. Ein witziger Kerl, dieser Ex-Herman Düne, der alles sehr locker zu nehmen scheint! In einer besonders witzigen Szene tanzte er zusammen mit Howard Hughes und die beiden schnitten urkomische Gesichter.

Die süße Französin Clémence Freschard trug ihrerseits auch heute wieder einen Teil zum Gelingen der Veranstaltung bei, mit einem Rotweinbecher in der Hand und einem charmanten Lächeln auf den Lippen, tanzte sie ausgelassen mit den Teenagern von Coming Soon.

Auch das Publikum war heute jünger als am Vortage und das tat dem Konzert sehr gut, denn endlich wurde auch einmal ein wenig getanzt, in dieser ansonsten doch immer recht steifen Location eher eine Seltenheit.

Hinsichtlich der Setlist wurde die Reihenfolge bei einzelnen Liedern abgewandelt, aber es gab auch Songs, die am Vortage gar nicht vorkamen. Fishes, zum Beispiel, ein Non-Album Track, der schon Vorfreude auf das zweite Machwerk von Coming Soon aufkommen lässt. New Territories hingegen ist auf dem Album New Grids enthalten, fehlte aber am ersten Tag. Dabei handelt es sich bei dem Track um alles andere als Ausschussware, denn es ist ein wirklich schönes, balladenhaftes Lied ,durchzogen von einer sanften Melancholie, hübschen Chorgesängen und reduzierten Gitarrenklängen.

Alles in allem wurde dem Publikum also auch heute ein toller Konzertabend bereitet und von Coming Soon, aber auch Freschard, Lisa Li Lund, den Wave Pictures und Stanley Brinks wird man in Zunkunft noch viel hören und lesen!

Setlist Coming Soon, Café de la danse, 27/10/2008:

01: Devil
02: Private Tortures
03: Broken Heart
04: Moon Child
05: Jack Nicholson Style
06: New Territories
07: Home From The Blues
08: Fishes
09: Backseat
10: Time Bombs
11: Wolves In The City
12: A Cap
13: Big Boy
14: 2 Dogs
15: Lucy's Back
16: Indian Times
17: War Song
18: Howard Mood

19: School Trip (Z)
20: Don't Sell Me (Z)

Links:

- Video Fishes in einer charmanten Session von Les Inrocks
- Video: Le Cargo Session # 81: Fishes
- Fernsehauftritt bei der TNT Show, Time Bomb
- mehr Fotos von den Wave Pictures hier
- mehr Fotos von Coming Soon hier




Montag, 27. Oktober 2008

Coming Soon, Paris, 26.10.08

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Konzert: Coming Soon (Freschard, Stanley Brinks aka André Herman Düne)
Ort: Café de la Danse, Paris
Datum: 26.10.2008
Zuschauer: sehr volles Café de la Danse
Konzertdauer: Freschard ?, Stanley Brinks gut 30 Minuten, Coming Soon 70 Minuten



Die Umstellung auf die Winterzeit- eine zweispältige Angelegenheit! Zwar kann man eine Stunde länger schlafen, dafür wird es aber auch schon früher dunkel. An einem grauen Pariser Sonntag noch frustrierender! Da traf es sich eigentlich gut, daß mit den blutjungen Coming Soon aus Frankreich eine Band auf dem Programm stand, die gute Laune und und ungestüme jugendliche Lebensfreude versprüht.

Der Anfang des heutigen Konzerts war allerdings recht deprimierend, was nicht an den Headlinern des Abends, sondern an Stanley Brinks - früher bekannt unter dem Namen André Herman Düne, lag. Der Typ mit den schütternen Haaren und der Brille war bis vor kurzem Mitglied der famosen französischen (nicht schwedischen, wie man manchmal lesen kann!) Band Herman Düne und spielte und sang an der Seite seines Bruders David-Ivar, der weiterhin unter dem Namen Herman Düne firmiert.

Deprimierend deshalb, weil die ersten drei Lieder von Stanley sehr traurig und melancholisch waren. Das erinnerte eher an Elliott Smith und Nick Drake, als an die Laune machenden und heiteren Songs von Herman Düne. Der triste Charakter wurde unterstrichen durch die wehmütig jaulende Klezmer-Klarinette, in die Stanley blies, wenn er nicht Gitarre spielte oder Zigaretten rauchte, was er im Laufe des Abends kettenweise tat.

Dann aber wurde es stimmungsvoller. Zunächst lud sich Stanley zwei Mitglieder von Coming Soon auf die Bühne hinzu und im weiteren Verlauf spielten sogar die englischen Musiker von den Wave Pictures mit. Das war richtig klasse, der Mix aus Folk, Blues und karibischen Rhythmen fand mein Gefallen. Ohnehin scheint mir Stanley Brinks ein toller Musiker zu sein, was wohl in der Familie liegt, denn auch die heute im Publikum anwesende kleine Schwester Lisa Li Lund, macht richtig gute Musik. Und die Familie ist unglaublich schreibwütig. Was kein offizielles Label findet, wird einfach im Selfrelease veröffentlicht. Herr Brinks bringt es mindestens auf 10 Alben, deren Cover selbstgebastelt sind und in einer schlichten Pappbox verkauft werden. Bei Ground Zero, dem besten unabhängigen Platten- und Cd Laden von Paris, kann man das Gesamtwerk von Stanley erwerben, der Karton mit den Scheibchen in Plastikfolie steht gleich an der Kasse.

Übrigens: Wer die Familiengeschichte von André kennenlernen will, muss sich nur das Lied Stanley Brinks auf der MySpace Seite anhören. Da erfährt man alles, z.B., daß seine Mutter Schwedin und Malerin ist, sein Vater Franzose und Arzt, der aber lieber Gitarre spielte und daß Stanley Biologie und Philosophie studierte und Kaffee in rauen Mengen soff...

Heute trank der Weltenbummler, der zur Zeit in Berlin lebt, aber lieber Bier und hierzu hatte er in der Pause nach seinem Auftritt mehr Zeit. Erwähnung finden sollte zudem, daß er auch mit der süßen, ebenfalls in Berlin lebenden Französin Clémence Freschard, zusammenarbeitet, für sie Lieder schreibt und arrangiert und die junge Dame fördert. Freschard war noch vor Stanley aufgetreten, aber ihr sehr früh angesetztes Set hatte ich leider verpasst. Allerdings hatte sie während der Show von Coming Soon einen sehr charmanten und unterhaltsamen Gastauftritt.

Coming Soon erschienen schließlich um 21 Uhr 20 auf der Bühne. Die unglaublich junge Band, mit dem 15 jährigen (!) Küken Bear Creek am Schlagzeug, sind die französischen Senkrechtstarter des Jahres und sogar schon im englischen NME und Q lobend besprochen worden. 7 Teenager, zwei Mädchen, fünf Jungs, jede Menge gute Ideen, ein unverschämter Charme, und ein Neo-Western Sound mit einer Messerspitze French Pop, voilà, fertig ist das Erfolgsrezept! Aber was war hier los? Wo war denn die süße Keyboarderin Carolina Van Pelt? Sie fehlte! Trösten konnte ich mich allerdings damit, daß die ebenfalls sehr schnuckelige Mary Salomé gleich vor mir agierte. Die (zumindest heute) einzige Frau der Frau der Band setzte reichlich Akzente. Sie spielte mit entwaffnender Lässigkeit Xylophon, Glockenspiel, Flöte, Percussions und sang auch im Background mit. Aber man sollte auch die Männer erwähnen. An der Spitze von Coming Soon steht der unglaublich großgewachsene Sänger Howard Hughes. Normalerweise schon mindestens 1,95 Meter groß, überschreitet er mit seinem schwarzen Cowboy-Hut locker die 2 Meter Grenze. Das ist besonders witzig, weil die anderen jungen Herren um ihn herum fast wie Zwerge wirken. Sein Bruder, der Bassist Billy Jet Pilot, ist hierbei noch der Längste, während der Brille tragende Gitarrist Ben Lupus (der Bruder des irre jungen Drummers) und Alex Banjo, ebenfalls Gitarre, ein Stockwerk tiefer als der Boss musizieren.

Eine Band mit drei Geschwisterpaaren (Alex Banjo ist Bruder von Caroline von Pelt), da könnte man glatt an die Kelly-Family denken! Aber halt, Entwarnung! Hier ist nichts so kitschig und schmalzig wie bei den Kellys! Stattdessen hat jedes Lied einen fast kindlich zu nennenden Charme. Der Hit I'm Just A Child ist dafür wohl das beste Beispiel. Ein Song, den man schon nach dreimal hören nicht mehr aus den Ohren kriegt, so catchy ist er. Es gibt aber auch düsteres Material. Wolves In The City hat Wildwest-Flair und hätte auch so ähnlich von Nick Cave, einem der Vorbilder von Coming Soon, geschrieben worden sein. Time Bomb wiederum ist eine Mischung aus vorgenannten Tracks, die Melodie, die sich durch das ganze Lied zieht, ist fast süchtig machend zu nennen. Und natürlich merkt man auch die Handschrift und den Einfluss von Herman Düne (vor allem bei Broken Heart) , der schon früh auf die jungen Menschen aufmerksam geworden ist und mit ihnen gearbeitet hat. Kein Wunder, die Kreativität und die Spielfreude der Franzosen hat in der Tat etwas Ansteckendes, selbst wenn die Qualität der Kompositionen von Herman Düne noch nicht erreicht wird. Aber das wird kommen, da bin ich optimistisch, zumal Coming Soon fleißige Vielschrieber sind. Neben ihren Titeln vom Debütalbum New Grids hatten sie bereits etliche neue Stücke zu bieten. Besonders toll war schließlich gegen Ende der Gastauftritt von Stanley Brinks und Freschard, die sich da vorne fast kaputtlachten. Alle, auch das Publikum hatten heute sichtlich Spaß, obwohl man pünktlich um 22 Uhr 30 Schluß machen musste, ihr wisst schon, die armen lärmgeschädigten Nachbarn! Als Zugabe hatte es mit Jack Nicholson Style noch einmal einen richtigen kleinen Hit der Band gegeben, an der Ukulele vorgetragen von dem kleinsten Coming Soon, Bear Creek.

Erfrischend und kurzweilig, gerade an einem grauen Spätherbst-Tag!

01: Black Betty
02: Private Tortures
03: Broken Heart
04: Moonchild
05: Just A Child
06: Bright Tides
07: Home From The Blues
08: Back Seat
09: Time Bomb
10: Wolves In The City
11: A Cap
12: School Trip
13: 2 Dogs
14: Lucy's Back
15: Indian Times
16: Big Boy
17: War Song
18: Don't Sell Me

19: Jack Nicholson Style (Z)
20: Howard Mood (Z)

- Mehr Bilder von Coming Soon hier
- Video: Freschard live in Barcelona
- Freschard, Swell Like A Ninja, Videoclip, gedreht in Berlin, wo sie lebt
- Stanley Brinks zusammen mit Freschard, live in Barcelona
- Coming Soon Big Boy, im Studio
- Coming Soon Broken Heart, Recording Session
- Howard Hughes (von Coming Soon) & Adam Cotton - Breathless




 

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