Mittwoch, 2. April 2008

Shout Out Louds, Paris, 01.04.08


Konzert: Shout Out Louds

Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 01.04.2008
Zuschauer: ein paar Hundert
Konzertdauer: 32 Minuten


"C'est pour les filles" - Das ist Musik für Mädchen!

Mein französischer Bekannter Pascal redete nach dem kurzen Konzert der Shout out Louds Klartext. Recht hatte er! Ich hätte es ähnlich formuliert und noch hinzugefügt: Musik für blonde, blauäugige Mädchen mit rosigen Wangen. Typ nette fleißige Schülerin oder Studentin im frühen Semester, die immer gut zuhört und alles brav notiert, was der Herr Professor erzählt. Von solchen Mädchen konnte man damals in der Schule immer gut abschreiben; sie gaben zwar ihr Heft nicht so gerne weiter, weil sie Angst hatten, das würde auffallen, wenn man nett gefragt hat, bekam man es aber dann doch.

Stimmt denn dieses Klischee mit den netten, blonden Mädchen? Aber na klar! In der propevollen Flèche d'or, in die das Konzert der Shout out Louds verlegt wurde (ursprüngliche Location: La Boule Noire), war ich eingekesselt von niedlichen und brav aussehenden Schwedinnen. Sie machten einen Großteil des Publikums aus. Der andere Teil stammte... aus Deutschland! Vor mir und hinter mir wurde meine Muttersprache geredet. Interessant, interessant, auf die Shout Out Louds fahren also hauptsächlich Deutsche und Schwedinnen ab! Klar, ein paar Männer waren auch da, allerdings überwiegend vom Typus: "rauche milde Sorte (wenn überhaupt) und rasiere mich elektrisch". Warmduscher könnte man auch sagen, aber diesen Ausdruck mag ich nicht sonderlich. Okay, mein guter Freund Philippe war auch da, aber der ist überall und außerdem steht er nicht auf Frauen. Macht ja nix, ich war schließlich auch dabei.

Allerdings gefiel es mir weniger gut als Philippe, der mir zuvor einen Aprilscherz aufgetischt hatte, als er sagte, ich käme zu spät, die Shout Out Louds hätten schon gespielt. Er war mal wieder eher da als ich und nutzte die Gelegenheit, um mich zu veräppeln. Genau wie die Schwedinnen um ihn rum, wippte der gute Phil während des Konzerts bei jedem Lied mit seinem Köpfchen mit und hatte seine helle Freude. War ja auch flott und melodiös, was da gespielt wurde, keine Frage. Allerdings auch ziemlich glatt und radiotauglich, sehr poppig halt eben. Wie so vieles, was aus Schweden kommt, es scheint als hätten die Leute da im hohen Norden Abba schon mit der Muttermilch aufgesogen. Abba habe ich schon als Kind gehasst und dieser Benny mit seinem Seitenscheitel war der erste Typ aus dem Fernsehen, dem ich gerne eine Sahnetorte ins Gesicht geklatscht hätte. Der alte Dauergrinser! Wurde später nur noch von Dieter Bohlen getoppt...

So mies und kitschig wie Abba sind die Shout out Louds natürlich bei weitem nicht. Allerdings gibt es auch hier einen Hauch Bubblegum-Pop, der mir nicht so richtig zusagt. Alles klingt ein wenig wie The Cure aus der "Close To Me" Phase. Und das ist die "happy"- Phase von The Cure. Ich steh nun einmal eher auf die depressiven Erstwerke. Ein bißchen Melancholie und Schwermut ist ja auch bei den Shout out Louds drin. Allerdings geht diese nie so weit wie bei Robert Smith und Konsorten. Hier wird eher geschmachtet als wirklich gelitten.

Kurzum: Die Shout Out Louds sind wie ihre Fans. Nett, brav, wohlerzogen. Sehr angenehm zu hören, da stört keine knarzende Gitarre. Aber wo bleibt das Feuer, die Leidenschaft?

Ich bevorzuge bei den schwedischen Künstlern eindeutig Loney, Dear. Der Mann gibt immer alles, ein Pfundskerl dieser Emil! Adam Olenius sieht allerdings besser aus. Fast wie ein Arzt, dem die Frauen vertrauen. Er sollte sich mal für eine Serie bewerben, falls die Band irgendwann keine CDs mehr verkauft.

Achso: Die beste schwedische Band heißt übrigens The Soundtrack Of Our Lives. Ist aber nur etwas für Naßrasierer und freche Mädchen!

Setlist Shout Out Louds, La Flèche d'or, Paris:

01: South America
02: Impossible
03: The Comeback
04: Your Parents' Living Room
05: durchgestrichen!
06: Normandie
07: Very Loud
08: Tonight I Have To Leave it

Anmerkung: Damit mich niemand fragt, warum ich denn dahin gehe, wenn ich nicht so auf die Band stehe: Konzerte in der Flèche d'or sind gratis! Und außerdem mag ich die Shout out Louds ja, die sind doch so...nett!

Links:

- die Shout Out Louds in Haldern 2007
- und in Köln im Stollwerck
- mehr Fotos von Adam und den Shout out Louds hier

Konzertbesucher der Shout Out Louds könnten auch mögen:

- Stars im Gloria in Köln 2008 (mit Links zu anderen Konzerten der Kanadier)
- Voxtrot in Frankfurt





3 Kommentare :

Christoph hat gesagt…

Endlich sind wir mal wieder komplett anderer Meinung.

Ich habe das letzte Konzert der Shout Out Louds im September in Köln ganz anders erlebt, in Haldern natürlich auch.

Die Konzerte im Januar waren wohl nicht so prickelnd, die habe ich aber verpaßt. Aber Haldern zum Beispiel war doch schlicht großartig!

Ich finde immer, daß Adam aussieht, als hätte er Zahnschmerzen.

Oliver Peel hat gesagt…

Haldern war o.k., aber nicht großartig. Und die Musik gestern war auch nicht anders als in Haldern.

Oliver Peel hat gesagt…

Und verwende bitte das Wort großartig nicht so leichfertig, Christoph. The Cure sind großartig, die Shout out Louds nur "The Cure Light".

Die Stimmung in Haldern war großartig, aber das war sie gestern auch.

Das kann man aber nicht 1:1 auf die Qualität der Band übertragen.

 

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