Samstag, 11. November 2006

Sufjan Stevens, Köln, 10.11.06

Konzert: Sufjan Stevens
Ort: Gloria Köln
Datum: 10.11.2006
Zuschauer: Ausverkauft

Ich mag Veranstaltungen im Gloria besonders gerne, weil die Atmosphäre in dem Theater perfekt für schöne Konzerte ist. Vielleicht liegt das auch ein wenig daran, daß ich da mit Klee, Divine Comedy und Silje Nergaard bisher nur Highlights erlebt habe. Diese Bands kannte ich allerdings vorher gut, zu Sufjan Stevens ging ich recht unbefleckt. Außer ganz wenigen Liedern und ein paar Geschichten rund um den Songwriter, der über jeden US-Staat eine Platte schreiben möchte (die zum Beispiel), kannte ich nichts.

Das Publikum in der langen Schlange vor dem Gloria war schon ziemlich anders als das im Palladium am Vortag; ich hatte manchmal das Gefühl, die Eltern der kleinen Mädchen vom Mando Diao Konzert vor mir zu haben.

Im knallvollen Gloria trat dann irgendwann eine zierliche Frau mit E-Gitarre und blauer Wollbaskenmütze auf die Bühne. Sie stellte sich als St. Vincent vor und begann gleich mit einem märchenhaft schönen Lied namens "Paris is burning". Annie Clark (bürgerlich) spielte Gitarre, Klavier, stampfte ab und zu mit festen Tritten auf und instrumentierte damit ihren wundervollen Gesang. Nach acht sehr schönen Liedern (darunter "Marry me"), Unverständnis über Unwissenheit des Publikums, das Johnny Hartman nicht kannte ("Oh my god, where am I?") trat St. Vincent von der Bühne.

Nach kurzer Pause ging dann ein echtes Spektakel los. Die vielen Instrumente auf der Bühne ließen schon erahnen, daß eine ziemlich musikalische Band kommen sollte. Bevor dann aber die Band erschien, wurden zuerst zig aufgeblasene Nikoläuse und Supermänner überall auf der Bühne verteilt. Das Klavier war kaum noch zu sehen. In dem Stil ging es dann auch weiter, als die Band und Sufjan Stevens auf die Bühne traten. Stevens trug Plastik-Adler-Schwingen auf dem Rücken, seine Band (u.a. St. Vincent) Federmasken und Schmetterlingflügel. Die mit Instrumenten, Superhelden und Nikoläusen vollgestopfte Bühne wäre schon für die neun- (oder zehn-?) köpfige Band zu klein gewesen, die Flügel machten sämtliche Bewegungen noch schwieriger.

Foto: Dirk

Das anderthalbstündige Konzert begann mit dem wundervollen Sister. In der nächsten Pause stellte sich Stevens vor: "Hello, my name is Siegfried Stevens", um dann zu erzählen, daß Deutsch seine erste Fremdsprache gewesen sei und so wie John Johannes bedeute, heiße sein Name eben Siegfried. Das Publikum war schon weitestgehend lied- und textsicher, also wenig Laufkundschaft wie ich. "Casimir Pulaski Day" stellte er vor als Lied über einen polnischen Einwanderer (in Illinois?). Die, die merkten, worum es geht, haben applaudiert, worauf Sufjan scheinbar erstaunt mit "Ach, der ist hier auch so beliebt" reagierte. Vor "Predatory Wasp" kam eine lange Einleitung über ein traumatisches Erlebnis, des aquaphoben jungen Sufjan, in einem Ferienlager, in dem geschwommen, gerudert und sonstwie am Wasser Zeit verbracht wurde. Die Geschichte war lang aber amüsant. Vor seinem Superman gewidmeten Lied flogen dann die aufgeblasenen Helden ins Publikum. Ich stand links, da flogen keine hin. Vor "Worst Christmas" flogen dann die Nikoläuse hinterher, ein wirklich sehr schönes Bild. Damit paßte es perfekt zum Abend, denn das Konzert war einfach schön, musikalisch herausragend, stimmungsvoll und abwechslungsreich. Der reguläre Teil endete mit dem Hit "Chicago", dem nach kurzer Pause drei Zugaben folgten. Ich war nicht alleine mit meiner Meinung, die Begeisterung des Publikums war riesig.




Setlist:

2 Kommentare :

Oliver Peel hat gesagt…

Ein ganz vorzüglicher Konzertbericht, mein lieber Christoph, alle Achtung!!

Anonym hat gesagt…

hach war das schön. sehr witzig, ich war am vortag auch bei mando diao und fand das konzert auch nicht so toll. sufjan und st vincent waren einfach bezaubernd. selten ein so schönes konzert erlebt..sehr schönen bericht den du da geschrieben hast..hat mir viele dinge wieder ins gedächtnis gerufen;)

 

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